“Ich bin mir nicht sicher, wie ich mit der islamischen Erziehung anfangen soll. Ich setze meinen Sohn seit einiger Zeit jeden Tag für eine Stunde hin und bespreche mit ihm islamische Inhalte. Wir haben mit der Basmala angefangen…”
Unsere Kinder islamisch zu erziehen bedeutet nicht, sie nach Stundenplan mit Stift und Heft hinzusetzen und ihnen Quranverse und Ahadith zu diktieren. Islamische Kindererziehung ist zuerst islamische Elternerziehung. Im Hadith Qudsi sagt Allah ﷻ: “Mein Diener nähert sich Mir mit nichts, was Mir lieber ist, als mit seinen Pflichten. Dann nähert sich Mein Diener mir mit freiwilligen Taten, bis Ich ihn liebe. Wenn Ich ihn liebe, bin ich Sein Gehör, mit dem er hört und sein Blick, mit dem Er sieht und seine Hand, mit der er ausholt und sein Fuß, mit dem er läuft.” (Sahih Al-Bukhari)
An erster Stelle als Muslime und dann als Eltern befinden wir uns auf einem lebenslangen Weg der Selbsterziehung. Als Muslime wird der Islam zu unserer Linse, mit der wir auf die Welt blicken. Der Islam wird zu unserem Filter, durch den wir die Dinge verstehen. Der Islam wird zu unserem Maßstab, an dem wir das Leben und unsere Entscheidungen bemessen. Wenn wir selbst keine islamische Erziehung erfahren haben, definieren wir uns am Islam neu, bauen uns eine neue Persönlichkeit auf, die Allah gefällt. Denn der Islam definiert, wer wir sind, was wir wollen und wie wir dorthin kommen. Er definiert, was wir tun und wovon wir ablassen. Er definiert, was wir lieben und was wir hassen. Der Islam wird durch unseren flehenden Du’a, die Erfüllung unserer Pflichten und das Eilen zu den freiwilligen Taten zu unserem Dasein, zu unserer Natur, zu unserer Person.
Allah ﷻ hat uns in seiner Schöpfung Zeichen und Gleichnisse gegeben, damit wir erkennen und verstehen. Denkt einmal an die Biene. Sie fliegt auf der Suche nach Nektar und Pollen von Blüte zu Blüte. Dabei bleibt Pollen in ihrem gelb-schwarzen Haarkleid hängen, den sie zur nächsten Blüte trägt und diese so bestäubt. Die Biene hinterlässt den so wichtigen Pollen gar nicht absichtlich, sie ist ja auf der Suche nach Nahrung. Doch er hat sich in ihrem Haarkleid festgesetzt, das Allah ihr angezogen hat. Es gehört zu ihrer Natur, dass sie überall den wertvollen Pollen hinterlässt.
Muslimische Eltern sind wie Bienen. Überall hinterlassen sie ihren wertvollen Islam! Denn der Islam ist ihre Natur. Sie denken und sprechen Islam! Sie führen den Islam aus, mit ihren Händen und ihrem gesamten Dasein. So wie die Blüten den wertvollen Pollen der Bienen abbekommen, bekommen auch unsere Kinder unseren wertvollen Islam ab, denn sie sind unsere täglichen Gefährten. Zwischen uns besteht täglich intensiver Kontakt. Wir lassen unsere Kinder an unserer Person, unserer Zeit, unseren Gedanken, unseren Freuden und unseren Taten teilhaben. Das ist die Basis der islamischen Erziehung. Die beste Erziehung war die prophetische. Denn Rasulullah ﷺ ließ seine Sahaba, möge Allah mit ihnen zufrieden sein, über seine Person an der Offenbarung teilhaben. So entstand die beste Generation, welche die Menschheit jemals gesehen hat.
Natürlich haben wir Eltern den Bienen noch etwas voraus: unseren Verstand, mit dem Allah ﷻ uns geehrt hat gegenüber den Tieren. Deswegen gehen wir in unserer Erziehung zielgerichtet vor und nicht ganz so unbewusst wie die Biene. Natürlich erklären wir unseren Kindern islamische Begriffe, lehren sie Allahs wunderschöne Namen, lassen sie den Quran und Ahadith auswendig lernen. All dies ist enorm wichtig und bilden einen festen, unerlässlichen Bestandteil des Lebens unserer Kinder. Das allein macht aber noch keine Erziehung. Wir tragen den Quran und die Ahadith unseres Propheten vor allem in unserem Alltag auf den Lippen und teilen sie mit unseren Kindern. Denn sie weisen uns und unseren Kleinen den Weg und zeigen auf, dass der Islam real und praktisch ist.
In der Wissenschaft von den Offenbarungsanlässen untersucht die isla-mische Gelehrsamkeit die Situationen, in denen die Verse des Quran herabgesandt wurden. Dabei handelt es sich um einen ganzen Wissen-schaftszweig im Rahmen der Quranwissenschaften! Denn die Offenbarung wurde auf konkrete, alltägliche Situationen im Leben des Propheten ﷺ und seiner Sahaba herabgesandt, um sie zu regeln und dabei die Persön-lichkeiten der Muslime zu formen. Der Quran war nie ein theoretisches Buch und darf es niemals werden. Islamische Erziehung ist keine “Islam-schule”. Islamische Erziehung ist praktisch, alltäglich und real. In der “Islamschule” klappt man das Heft nach Schulschluss zu. Unser Islam jedoch durchdringt jede Faser unseres Daseins und jeden Moment unseres Alltags. Nur so lernen unsere Kinder, dass der Islam auch zu ihrem Denken, zu ihrem Fühlen, zu ihrem Handeln und somit zu ihrer Person wird. Unsere Mutter Aisha, möge Allah mit ihr zufrieden sein, beschrieb den Charakter unseres Propheten als “Quran”. Er ﷺ verkörperte die Offenbarung in seinem Dasein und war deshalb der allerbeste Erzieher, dessen Licht und Anleitung in jeder Situation auf seine Gefährten abstrahlte. Das ist islamische Erziehung.
Liebe Nora,
Assalamu Alaikom.
Ich bin Mutter von 2 Kindern und Ehefrau. Studiere seit 2015 Jura und befinde mich gerade in der Vorbereitung für das Staatsexamen. Ich und meine Familie profitieren von dem Inhalt deines Verlages und sind dir sehr dankbar. Ich wollte dir sehr viel liebe da lassen und dich wissen lassen, das du für mich ein Vorbild bist. Bitte vergiss mich nicht in deinen Gebeten auf das ich für diese Umma auch einen Betrag leisten kann.
Vesselam
Mihriban