Die Ummah des Lesens
Wir sind die Ummah des Propheten Muhammad ﷺ und man nennt uns „Ummatu Iqra‘“, die Ummah „Lies!“
Wir sind die Ummah, deren Bewusstsein, deren Identität, deren Geschichte und deren Aufstieg mit Allahs Aufforderung begann „Lies!“
Wir sind die Ummah, die jeden Tag das gesprochene und geschriebene Wort Allahs liest und vorträgt.
Wir sind die Ummah, der Allah ﷻ ihr Buch bewahrt hat und schützt.
Wir sind die Ummah, deren Auszeichnung und deren größter Schatz das Wort ist.
„Lies im Namen deines Herrn, Der erschaffen hat, den Menschen erschaffen hat aus einem Anhängsel. Lies, und dein Herr ist der Edelste, Der das Schreiben mit dem Schreibrohr gelehrt hat, den Menschen gelehrt hat, was er nicht wusste.“ (Sure Al-‘Alaq, Verse 1-5)
Wir sind die Ummah, der Allah ﷻ das Lesen zum Gottesdienst gemacht hat. Die Ummah, deren Lesen belohnt wird.
Der Gesandte Allahs ﷺ sagte: „Wer einen Buchstaben aus dem Buch Allahs liest, bekommt dafür einen Lohn und der eine Lohn hat den zehnfachen Wert. Ich sage nicht, dass ‚Alif-Lam-Mim` ein Buchstabe ist. Sondern Alif gilt als ein Buchstabe, Lam ist ein Buchstabe und Mim ist ein Buchstabe.“ (Sunan At-Tirmidhi)
Unser Buch, der Quran, und was wir von ihm gelesen und gelernt haben ist uns ein Fürsprecher am fürchterlichsten aller Tage. Denn Rasulullah ﷺ sprach:
„Lest den Quran, denn am jüngsten Tag kommt er als Fürsprecher für seine Leute.“ (Sahih Muslim)
Wir lesen den Quran und wir Rezitieren ihn, denn das Rezitieren und das Lesen sind Zwillinge.
Lesen ist der Schlüssel zum Verstehen
Nur wer liest, kann Allah ﷻ kennenlernen, mit Seinen mächtigen und allerschönsten Eigenschaften. Denn der Erhabene und Allwissende offenbart sich der Menschheit im rezitierten und gelesenen Wort. Nur wer liest, kann sich selbst kennenlernen. Denn der Quran enthält die tiefsten Wahrheiten des menschlichen Daseins. Nur wer liest, kann die Welt verstehen, mit den Sunan, die Allah in Seiner Schöpfung verankert hat. Nur wer liest, kann seine menschliche Rolle und Aufgabe in dieser Welt begreifen und umsetzen.
Lesen ist der Schlüssel zum Wissen und deshalb ein unersetzlicher Faktor zur persönlichen und gemeinschaftlichen Veränderung. Das war unserem geliebten Propheten ﷺ allzu bewusst. Er ließ anordnen, dass jeder Kriegsgefangene aus der Schlacht von Badr sich freikaufen kann. Nicht mit Geld, obwohl die junge Gemeinschaft des Islam es gut hätte gebrauchen können. Er ﷺ forderte einen viel wertvolleren Gegenwert. Er forderte das Lesen! Rasulullah ordnete an, dass jeder Kriegsgefangene aus der Schlacht von Badr freikommt, der zehn Muslimen das Lesen beigebracht hat.
Nicht umsonst standen die größten und reichsten Bibliotheken ihrer damaligen Zeit in den Ländern der Muslime. In Bagdad, in Cordoba und in Granada, in Kairo, in Damaskus, in Tripoli, in Medina und in Jerusalem. Kalifen und Sultane waren bemüht, Lesen und Gelehrsamkeit in den Ländern der Muslime zu fördern. Die Gelehrsamkeit des Islam, ihr Bemühen um das Erlangen und Verbreiten von Wissen, treibt uns noch heute Tränen in die Augen.
Denkt einmal an Imam An-Nawawi, möge Allah mit ihm barmherzig sein. Er verbrachte sein Leben in seiner kleinen Studentenstube. Tag und Nacht zu lies und schrieb und lehrte er. Er schlief so wenig, dass man sich ernsthafte Sorgen um seine Gesundheit machte. Es wird berichtet, dass er nur eine Mahlzeit am Tag aß. Er lebte von der Versorgung, die seine Familie ihm zukommen ließ und zog die Hemden an, die seine Mutter ihm sendete. Imam An-Nawawi verstarb mit nur 44 Jahren. Er hatte sein kurzes und doch so reiches Leben damit verbracht, zu lesen und zu schreiben und zu lehren, um der Ummah des Lesens einen Wissensschatz von unschätzbarem Wert zu hinterlassen.
Denkt auch an Imam Ibn Tayimiya, möge Allah mit ihm barmherzig sein. Seine umfassende Kenntnis der islamischen Wissenschaften und seine messerscharfe Feder versetzten die Ungerechten in Angst und Schrecken und versetzen uns noch heute ins Staunen. Er klärte auf und begrenzte die Ausschweifungen, die Allahs schönste Namen und Eigenschaften und andere Glaubensinhalte umgaben. Für seine kompromisslosen Schriften wurde er in der Festung von Damaskus eingesperrt. Doch er betrachtete sein Gefängnis als Chance, sich vollständig dem Lesen und dem Schreiben zu widmen. Umso mehr schmerzte es ihn, als man ihm Papier und Schreibrohr untersagte. Er begann, mit Kohle auf zerstreute Papiere zu schreiben, bis er in seinem Gefängnis verstarb.
Möge Allah den Imamen dieser Ummah seine Barmherzigkeit erweisen. Sie sind uns und unseren Kindern noch heute leuchtende Vorbilder der Achtung und der Liebe des Lesens und des Schreibens.
Warum soll mein Kind lesen?
Die Geschichte des Islam ist eine Geschichte des Wortes. Des Lesens, des Verstehens und der tiefen Erkenntnis. All das muss auch unsere Zukunft sein. Denn wer liest, kann seine Gedanken in Klarheit fassen, kann Gedanken in Worte gießen, kann Worte in bedeutungsvollen Sätzen aufreihen, kann Ideen formulieren, teilen, anbieten, verteidigen und analysieren. Wer liest, hat einen reichen Wortschatz, mit dem er seine Umwelt begreifen und beschreiben kann. Wer liest, kann deshalb meist gut schreiben.
Das Lesen öffnet unseren Kindern Horizonte, die ihnen sonst verschlossen blieben. Sie können auf den Seiten ihrer Bücher durch ferne Länder reisen. Sie können Vergangenes erleben und Persönlichkeiten kennenlernen, die lange vor ihnen lebten oder in weiter Ferne sind. Sie können lernen, was ihnen sonst verschlossen wäre.
Kinder, die lesen, können Zeit mit unserem Propheten ﷺ verbringen und seinen Gefährten verbringen. Sie können unseren Propheten in seinem erhabenen Verhalten und seiner schönsten Lebensweise kennenlernen. Sie können die Sahaba, möge Allah mit ihnen zufrieden sein, begleiten und auch von ihnen vorbildliche Eigenschaften und starke Standpunkte erlernen.
Kinder, die lesen, können ihre eigenständige Beziehung zu ihrem Schöpfer aufnehmen. Weil sie Allahs Wort lesen, lernen und verstehen. Weil sie eine innige Bindung zum Quran entwickeln, der sich ihnen Buchstabe für Buchstabe und durch Allahs Rechtleitung eröffnet.
Kinder, die lesen, haben einen eigenen Wissenszugang. Sie haben einen eigenen Schlüssel für die Tore des Wissens. Sie sind nicht abhängig von anderen. Sie können selbst nachlesen, um zu verstehen. Sie sind weniger anfällig für Unwissenheit und Fehlverständnisse, denn sie können nachlesen und prüfen, was man ihnen erzählt.
Zu lernen und zu verstehen, ist ein geistiges und emotionales Bedürfnis unserer Kinder. Der Wissensdrang unserer Kinder ist so hoch, dass ihre vielen Fragen uns manchmal sogar ermüden. Neben dem steten Gespräch mit den Eltern sind gut ausgewählte Bücher eine wunderbare Möglichkeit, das Wissen unserer Kinder stetig zu erweitern und zu vertiefen. Insbesondere in einer Zeit, in der unsere Kinder im Sog der Bildschirme und schnellen Medien zu versinken drohen, sind Bücher und die Leseleidenschaft unserer Kleinen ein Ausgleich und ein Schutz.
Das Innenleben und die Umwelt
Als Eltern haben wir das Lesen unserer Kinder von Anfang als eines der primären Erziehungsziele auf unserem weitsichtigen Erziehungsplan. Denn nur wer das Lesen rechtzeitig und mit hinreichend Ausdauer in das Leben seines Kindes aufnimmt, kann es zu einer lebenslangen Gewohnheit machen, in sha Allah.
Damit unsere Kinder das Lesen lieben und jeden Tag lesen, gilt es innere Motive fürs Lesen tief in unseren Kindern zu verankern. Da wir in der islamischen Erziehung gleichzeitig die äußeren Umstände bedienen, um unsere Erziehungsziele zu erreichen, schaffen wir unseren Kindern zusätzlich eine Umwelt, die das Lesen fördert.
Die inneren Motive fürs Lesen
Liebe Eltern, ob in dieser Erziehungsfrage oder in jeder anderen: Es beginnt immer mit euch! Euer Lesen wird zum Lesen eurer Kinder. Eltern, die die Bedeutung und den lebenswichtigen Wert des Lesens verinnerlicht haben, strahlen beides unweigerlich auf ihre Kinder aus. Denn nur unsere echten Gefühle und nur die Werte, die wir mit echter Überzeugung vertreten und leben, stecken unsere Kinder an. Kinder blicken zu ihren Eltern auf. Eltern, die das Lesen schätzen und regelmäßig ein Buch in Händen halten, werten das Lesen im Denken ihrer Kinder unweigerlich auf. Lesen wird in der kindlichen Betrachtung zu einer Eigenschaft der geliebten Eltern, also muss es etwas Gutes und Nobles sein. Wer seinem Kind den Wert des Lesens vorleben will, liest selbst gern und viel. Den Wert des Buches verstehen unsere Kleinen nicht, weil wir ihnen eins in die Hand drücken. Sie begreifen ihn nur an unserer innigen Beziehung zum Buch.
Lesen oder erzählen?
Das Erzählen ist die Vorstufe des Vorlesens und bei unseren Kleinen nicht weniger beliebt. Wer erinnert sich nicht an eine besonders fesselnde Geschichte, die Mama oder Papa in der Kindheit erzählt hat? Manchmal finden unsere Geschichten noch tieferen Zugang zu unseren Kindern, weil sie durch unsere familiäre Realität inspiriert sind und wir sie auf unsere Kinder zuschneiden. Das Erzählen von Geschichten hat den gleichen positiven Effekt auf das kognitive und emotionale Wachstum unserer Kinder und kann deshalb gern im Wechsel mit dem Vorlesen stattfinden.
Gemeinsame Lesezeit
Verbringt gemeinsame Lesestunden mit euren Kindern. Denn die Wärme eurer gemeinsamen Zeit färbt auf die Bücher ab. Erzählt schon euren Kleinsten Geschichten. Ihr könnt sie euch selbst ausdenken und darin Themen ansprechen, von denen ihr wisst, dass sie eure Kinder interessieren oder ein Problem aufarbeiten, das eure Kleinen beschäftigt.
Das Vorlesen oder Erzählen vor dem Einschlafen gehört in vielen guten Kindheiten zum festen Kindheitsritual. Es bietet einen beruhigenden Abschluss eines aufregenden Tages. Es ist eingefärbt von der körperlichen Wärme des vorlesenden Vaters oder der vorlesenden Mutter und der elterlichen Lesestimme, die Vertrauen und Sicherheit vermittelt. Wenn wir unseren Kindern abends vorlesen, schließen wir den Tag mit einem gemeinsamen Ritual voller Nähe und Zuneigung ab. Wir schicken unsere Kinder mit diesen guten Gefühlen in den Schlaf. Gab es heute eine Auseinandersetzung mit dem Kind, oder wurde geschimpft und es tut uns am Abend leid? Das Vorlesen ist eine Art, Frieden zu schließen und die Unstimmigkeiten zu überwinden. Es vermittelt: Wir lieben uns und wir verbringen schöne Zeit miteinander. Das Vorlesen nährt die guten Gefühle zwischen Eltern und Kind und nährt damit eure gute Beziehung. Bitte erzählt den Kindern deshalb nichts Furchterregendes vor dem Einschlafen und lest ihnen auch keine Gruselgeschichten vor. Wählt beruhigende Geschichten, die schöne Werte vermitteln und unsere Kinder mit fantasievollen Details fesseln. Das Vorlesen oder Geschichtenerzählen vor dem Schlafengehen kann euren Kindern zeitlebens eine positive Beziehung zum Lesen einprägen.
Lob, Vorbilder und ein Buchgeschenk
Lobt eure Kinder, wenn sie ein Buch in die Hand nehmen oder gelesen haben. Lasst euch von ihnen daraus erzählen. Erzählt ihnen entwicklungsgerecht von den Büchern, die ihr gerade lest. Viele Kinder, denen regelmäßig vorgelesen wird und die bald das eigene Lesen und Schreiben lernen, fangen an, selbst kleine Werke zu verfassen. Zeigt Interesse an den ersten Schreibversuchen eurer Kinder. Helft ihnen, die selbstgeschriebene Geschichte zusammenzuheften und ein Buchcover dafür zu malen. Zeigt euren Familienmitgliedern stolz das erste Buch eurer Kinder. Denn Schreiben und Lesen sind untrennbar miteinander verbunden.
Sucht die Biographien großer muslimischer Gelehrter heraus. Erzählt euren Kindern von ihnen, lasst sie die Biographien lesen. Die Lebenswege der Imame und Gelehrten des Islam sind voll von ehrbaren Eigenschaften, von großen Taten und von ihrem unaufhörlichem Streben, Wissen zu erlangen und zu verbreiten. Macht sie zu den Vorbildern eurer Kinder, so wird das Lesen zur kindlichen Leidenschaft.
Schenkt euren Kindern Bücher, zum Eid und auch im Alltag. So lernen unseren Kleinen: Ein Buch ist schenkenswert, denn Bücher sind wertvoll! Bücher sind Freude und sie lehren uns Wichtiges.
Entwicklungsgerechte Bücher
Werdet einfallsreich und bedient alle kreativen Mittel, um das Lesen im Denken und Verstehen der Kinder aufzuwerten. Achtet dabei auf die entwicklungsgerechte Auswahl des Lesestoffs für eure Kinder. Entwicklungsgerecht ist ein Buch dann, wenn es dem Stand eurer Kinder nach Inhalt und Sprache entspricht oder diesen nur leicht übersteigt. Die Altersempfehlungen auf Kinderbüchern können euch bei der Auswahl helfen. Doch werft ruhig einen Blick ins Buch, denn ihr kennt die Entwicklung eures Kindes am besten. Die Allerkleinsten blättern am liebsten in Bilderbüchern, die noch gar keine oder nur wenige Worte enthalten. Mit zunehmendem Alter kann der Text dann immer länger werden. Ab etwa sieben Jahren beginnen unsere Kinder auch in Büchern zu lesen, die nur wenig oder gar keine Bilder mehr enthalten. Wenngleich sie schön illustrierte Kinderbücher weiterhin lieben. Bücher, die unsere Kinder in Sprache oder Inhalt stark überfordern, können ihre Leseliebe hemmen. Denn wer das Gefühl hat, das Gelesene nicht zu verstehen, ist wenig motiviert, umzublättern oder das nächste Buch zu öffnen.
Die Umwelt des Lesenden
Die islamische Kindererziehung fährt immer zweigleisig. Neben den inneren Werten und Motiven, die wir in unseren Kindern verankern, schaffen wir äußere Faktoren, die unsere Erziehungsziele erleichtern und fördern. Wir schaffen unseren Kindern eine häusliche und familiäre Umwelt, die ihnen Raum und Hilfe bietet, zu lesen und Leseliebe zu entwickeln.
Der Feind des Lesens
Wenn wir wünschen, dass unsere Kinder lesen, müssen wir zunächst Lesehindernisse aus dem Weg räumen. Das sind vor allem die Bildschirme. Ob Fernseher, Tablet oder Handy, sie können zu Feinden des Lesens werden. Kinder, die unkontrollierten Zugang zu Bildschirmen haben oder zu viel Bildschirmzeit ausgesetzt sind, haben weder den Kopf, noch die Ausdauer, noch die Konzentration fürs Lesen. So manche Familie berichtet, dass mit dem Verschwinden des Fernsehers die Lesewilligkeit der Kinder enorm gestiegen ist. Je kontrollierter unsere Kinder Zugang zum Bildschirm haben, desto offener sind ihre Herzen und Köpfe für guten Lesestoff. Je weniger Zeit sie am Bildschirm verbringen, desto offener und motivierter sind sie für Bücher. Unsere Kinder haben einen enormen Wissensdurst. Wer Bücher als Wissensquelle bei seinen Kindern etabliert, hat ihnen für den Rest ihres Lebens ein großes Geschenk gemacht.
Ein Haus voller rotierender Bücher
Ein Kind kann Lesen in der Theorie noch so spannend finden. Wenn allerdings keine Bücher in greifbarer Nähe sind, wird es naturgemäß weniger Lesen. Verteilt deshalb Bücher im ganzen Haus. Habt ein paar Bücher im Kinderzimmer und auch einige im Wohnzimmer. Habt auch Bücher in der kleinen Spielecke eures Kindes in der Küche. Auch im Körbchen des Kinderwagens sollten Bilderbücher sein, die das Kind sich beim Einkaufen anschauen kann. Rotiert die Bücher regelmäßig, sodass nicht immer die gleichen Bücher im gleichen Zimmer sind. Das bricht die Routine und sorgt für Abwechslung. So manches Buch, das im Kinderzimmer uninteressant war, wird für die Kleinen an seinem neuen Platz im Wohnzimmer plötzlich attraktiv.
Sorgt nach Möglichkeit regelmäßig für neuen Lesestoff. Das können gekaufte Bücher sein, die ihr beim gemeinsamen Besuch der Buchhandlung ausgesucht habt. Das können natürlich auch geliehene Bücher sein, aus der Stadtbibliothek oder von Freunden und Verwandten. Der regelmäßige gemeinsame Besuch der Buchhandlung und Stadtbibliothek vertieft den Wert des Lesens und den Spaß daran. Ihr könnt mit Verwandten und Freunden Lesekreise gründen. Die Kinder können darin ihre Bücher austauschen und sich über das Gelesene austauschen. So müssen nicht ständig Bücher gekauft werden, sondern sie wandern durch viele freudige kleine Hände, die vom Lesestoff profitieren. Lesekreise mit Lesefreunden motivieren unsere Kinder ungemein. Denn sie merken, dass Lesen auch anderen Kindern Freude bereitet und sie damit in guter Gesellschaft sind.
Wenn eine elterliche Hausbibliothek vorhanden ist, dann erlaubt den Kindern einen Blick hineinzuwerfen. Besonders bebilderte Enzyklopädien oder Geschichtsbücher werden die Kleineren fesseln. Die Größeren sollten bewusst an die Hausbibliothek herangeführt werden, vor allem an die islamischen Werke darin. Keines unserer Bücher ist zu wertvoll für die Hände unserer Kinder. Denn das Buch erlangt erst in den Händen des Lesenden seinen Wert.
Das interaktive Lesen
Das interaktive Lesen beginnt schon mit unseren Kleinkindern, wenn wir ihnen Vorlesen. Wir lassen sie am Vorleseprozess aktiv teilhaben. Wir bitten unsere Kinder, mit dem Finger auf Details in den Illustrationen zu zeigen. Fragen sie etwa nach der Anzahl der Schmetterlinge und Blüten. Wenn die Geschichte Bewegungen enthält, etwa das Hopsen des Häschens oder das Schaukeln der Bäume im Wind, können wir diese Bewegungen mit unseren Kindern nachahmen. Mit der Bewegung steigt die Aufmerksamkeit der Kleinen und sie macht ihnen Spaß. Die Kleinen dürfen im Wechsel mit uns das Buch aussuchen, aus dem Regal holen, die Seiten umblättern und es wieder zurückstellen.
Setzt eure Stimme beim Vorlesen ein, liebe Eltern. Ihr könnt zwitschern, poltern, brummen und summen, so wie es zur Geschichte passt. Die Bücher, die ihr euren Kindern interaktiv und mit Stimmeffekten vortragt, werden sie besonders lieben.
Besprecht die Bücher miteinander. „Was hat dir an der Geschichte gefallen? Wie hast du dich beim Zuhören gefühlt?“, könnt ihr eure Kinder fragen. Mit den Älteren könnt ihr den Lesestoff diskutieren. Ihr könnt sie bitten, der Familie ein interessantes Buch vorzustellen und die wichtigsten Ideen des Autors zu analysieren und zu kritisieren.
Lasst die kleinen Leseanfänger auf der Straße oder aus dem Auto Straßenschilder und die Namen der Geschäfte vorlesen. Lobt sie eifrig für die neu erlernten Lesefähigkeiten.
Lesen ist ein Lebensweg
Lesen ist ein Lebensweg, der möglichst früh beginnen sollte. Je früher wir die inneren Motive fürs Lesen einpflanzen und je früher wir die Umwelt unserer Kinder lesefreundlich gestalten, desto wahrscheinlicher und leichter ist es, dass das Lesen zu ihrer lebenslangen Gewohnheit wird. Lesen ist keine Nebenwirkung einer guten Erziehung. Vielmehr macht die gute Erziehung das Lesen zu einem Hauptziel. Wir verfolgen das Lesen unserer Kinder konsequent, ausdauernd und liebevoll. Heute mehr denn je. Die kindliche Liebe zum Lesen wird zum kindlichen Schlüssel zum Wissen, wird zur kindlichen Liebe zum nützlichen Wissen, wird zu einer feinen Persönlichkeit mit rechtschaffenen Taten, in sha Allah.
Was unsere Kinder lesen sollten und was besser nicht, das erfahrt ihr in unserem Beitrag „Hauptsache lesen?!“.