‘Ali Bin Abi Talib, der 4. rechtgeleitete Kalif im Islam und Neffe unseres Propheten ﷺ, möge Allah mit ihm zufrieden sein, sagte: “Lehrt eure Kinder das Gute und diszipliniert sie.” (Mustadrak Al-Hakim)
Dieser einfache Lehrsatz enthält eine wichtige Botschaft an uns Eltern: Verbote und Disziplinierung allein machen noch keine Erziehung. Wir lehren unsere Kinder das Gute! Ihre Köpfe und Herzen mit islamischen, guten Inhalten zu füllen, ist das erste Standbein der islamischen Kindererziehung. Sie an die islamischen Verbote heranzuführen und ihr Verhalten im Rahmen des islamischen Adab zu disziplinieren, ist erst das zweite Standbein der islamischen Erziehung.
Oft glauben Eltern, dass die islamische Erziehung damit getan ist, akribisch auf das Verhalten ihrer Kinder zu achten und sie anzupoltern: “Das darfst du nicht! Das ist verboten! Das ist Haram!” Zweifelsohne ist es enormer Bedeutung, unsere Kinder im Rahmen ihrer Erziehung graduell (!) an die islamische Praxis heranzuführen, so wie es uns unser Prophet ﷺ mit dem Gebet der Kinder aufgetragen hat. Doch “Erziehung” hat im Islam eine andere Bedeutung, als nur zu verbieten.
Im Arabischen heißt Erziehung “Tarbiya” und kommt vom Stamm “rabba”. “Rabba” bedeutet nähren, geben, aufbauen, versorgen und pflegen. Tarbiya ist also der Aufbau und die Pflege der kindlichen Persönlichkeit und ihre Versorgung mit allem, was sie braucht, um zu wachsen, stark und rechtschaffen zu werden, so Allah ﷻ will.
Der Islam ist kein Gesetzeskatalog. Er ist eine umfassende Lebensweise für den Menschen, die ihm eine Weltsicht und natürlich Anleitung für sein Verhalten schenkt. Deshalb erziehen wir in der islamischen Kindererziehung auf 3 Ebenen:
Denken
Fühlen
Handeln
Denken – Wir nähren unsere Kinder mit den Verständnissen des Quran und der Sunna über das menschliche Dasein. Indem wir mit ihnen den Quran und die Sira lesen und lernen, sie die Propheten Allahs, ihre Gefährten und die rechtschaffenen Vorbilder der Muslime kennenlernen lassen. Indem wir die islamische Denkweise in unserem Verhalten verkörpern…
Fühlen – Wir lassen unsere Kinder an unseren Emotionen teilhaben. An unserer Hoffnung auf Allahs Barmherzigkeit, unserer Freude über den Quran, das Gebet oder den Ramadan, an unserer Liebe für den Propheten ﷺ und an unserer Abscheu vor allem, was Allah ﷻ verboten hat…
Handeln – Wir leben unseren Kindern die islamische Praxis vor. Wir nennen ihnen die Verse und Ahadith, die Gebote und Verbote enthalten. Wir führen unsere Kinder graduell an die Umsetzung der islamischen Praxis heran.
Wer den Islam auf einen Verhaltenskatalog reduziert und nur auf der letzten Ebene erzieht, kann keine standfeste, ausgeglichene Persönlichkeit hervorbringen. Denn die Herzen und die Köpfe unserer Kinder können nicht leer bleiben. Wenn wir sie nicht mit den Verständnissen und den Emotionen des Islam befüllen, werden sie unweigerlich mit anderen Ideen und Gefühlen befüllt. Auf welchem Fundament soll die islamische Praxis unserer Kinder dann stehen?
Unsere Kinder sind keine Roboter. Sie wollen und müssen das Leben und ihre Rolle als Muslime darin verstehen. Sie wollen erkennen, worum es im Leben geht. Sie wollen auch spüren, dass der Weg des Islam der richtige ist. Dafür brauchen sie Ideen und Vorbilder. Und natürlich brauchen sie unsere Anleitung und Disziplinierung, wenn es um ihr kindliches Verhalten geht. Auch darauf haben sie ein Anrecht. Kinder, die verstehen, akzeptieren und nehmen an. Sie wollen umsetzen, was sie verstanden haben und was sie fühlen.
Lehrt eure Kinder das Gute.
Erleuchtet ihre Köpfe mit den wahrhaftigen Verständnissen des Islam.
Füllt ihre Herzen mit der Hingabe zu Allah, Seinem Propheten und Seinem Deen.
Leitet sie im Handeln an, damit die Gebote des Islam und das Unterlassen der Verbote zu ihrer Gewohnheit werden.