In Zeiten von Social Media verwischen die Grenzen zwischen reiner Neugier und berechtigter Wissbegier immer weiter. Freiwillig werden die privatesten Momente mit der breiten Öffentlichkeit geteilt. Unsere Kinder wachsen mit dieser Realität auf, weshalb für sie umso schwerer einzuschätzen ist: Wann frage ich aus verbotener Neugier und wann aus berechtigter Wissbegier?
Neugier ist der unberechtigte Drang, etwas zu wissen, das mich nicht betrifft.
Wissbegier ist der berechtigte und positive Drang, die Welt zu erfahren und zu verstehen.
Im Islam gilt das Prinzip, dass Wissbegier eine wunderbare, von den Eltern zu fördernde Eigenschaft der Kinder ist. Neugier hingegen hat in der Persönlichkeit des Muslims und damit in der islamischen Kinderereziehung keinen Platz!
Der Gesandte Allahs ﷺ sagte: “Zum guten Islam des Menschen gehört es, das zu lassen, was ihn nicht betrifft.” (Sunan At-Tirmidhi)
Als Richtschnur können folgende Fragen dienen: Welche Art von Information wird erfragt? Ist es eine allgemeine Information, die das Wissen und Verständnis des Kindes erweitert und an der sinnvolles Interesse besteht? Oder ist es eine private Information, die das Kind nicht betrifft und nur erfragt wird, um die kindliche Nafs zu befriedigen?
Wenn mein Kind eine unberechtigte Frage nach privaten Angelegenheiten anderer stellt, dann antworte ich liebevoll mit dem obigen Hadith. Außerdem kann ich hinzufügen: “Wir sollten stets nach den Dingen fragen, die für uns nützlich sind. Die persönlichen Angelegenheiten sind im Islam geschützt.”
Dass durch Social Media die Privatsphäre der Menschen fast vollständig verwischt und auch freiwillig aufgegeben wird, ist ein großes Problem mit tiergreifenden persönlichen und gesellschaftlichen Folgen: Missgunst, innere Unruhe, Unzufriedenheit, Konkurrenz, psychische Belastungen…Deswegen sollten wir mit unseren Kids möglichst früh die Grenze zwischen Neugier und Wissbegier leben und lernen. Am besten werden Kinder keinen Medien ausgesetzt, die unnötige private Einblicke in das Leben fremder gewähren (Vlogs, Hauls etc.)
Unser Motto sollte lauten: In unserer Familie sind die persönlichen Angelegenheiten anderer, an denen kein berechtigtes Interesse besteht, kein Thema.
Spiegelbildlich gilt: Unsere privaten Angelegenheiten sind sehr wertvoll und eine Amana! Sie werden nur mit bestimmten Personen geteilt.