Ich liebe meine Kinder. Sie sind meine Geschenke von Allah, meine engsten Freunde und meine besten Lehrer. Ich liebe sie aus tiefstem Herzen und wünsche mir, dass sie in diesem Leben tiefste Zufriedenheit und im nächsten Leben das Paradies erlangen. Ich liebe meine Kinder, aber ich lebe nicht für sie.
Ich habe in den vergangenen Jahren, seit der Geburt meiner Kinder, nur eine einzige Nacht ohne sie verbracht. Und das auch nur, weil es einen wichtigen familiären Anlass gab. Also bin ich für einen Tag hingereist und am nächsten sofort zurück. Ich wäre gern länger geblieben, auch mal ohne die Kinder. Doch meine familiäre Situation hat es nicht zugelassen und so ist es auch heute noch. Alhamdulillah. Ich habe gelernt, die Zeit mit meinen Kindern zu genießen.
Als die letzten Sommerferien vorbei waren, wollte ich lachen und weinen zugleich. Lachen, dass ich mich nunmehr all den Dingen widmen kann, die ich liebe: In Ruhe lesen und verstehen, schreiben und reflektieren. Weinen wollte ich, weil ich mich meinen Kindern in den letzten Sommerwochen so nah gefühlt habe, so nah wie noch nie. Wir haben diesen Sommer so viele Gedanken, Wünsche und Träume ausgetauscht. Manchmal haben wir gestritten, doch es war immer wichtig.
Ich habe in den letzten Jahren kaum etwas ohne Kinder gemacht. Sie waren immer und überall dabei. Dadurch gab es vieles, was ich gar nicht erst tun konnte und anderes, das nur mit großen Schwierigkeiten ging. Nicht an allen Tagen war mein Iman stark genug, damit vollkommen zufrieden zu sein und Allah einfach für meine Kinder zu danken. An manchen Tagen war ich frustriert und weinte. An anderen genoss ich ihre kleinen Gesichter und ihr sonniges Lächeln.
Es gibt niemanden auf der Welt, der so viel für meine Kinder tut, wie ich. Es gibt niemanden außer mir, der mit ihnen alles teilt: Körper, Schlaf, Liebe, Wissen, Zeit, Gespräche, Lachen, Weinen…einfach alles. Ich weiß ganz genau, dass meine Kinder mir all das niemals zurückgeben können. Doch das ist vollkommen ok. Denn ich lebe nicht für meine Kinder.
Ich lebe nur für Den, Der mich erschaffen hat.
Er hat mir drei Seiner Geschöpfe geschenkt, sie in meine Obhut gegeben und dies ist die größte Prüfung und gleichzeitig wichtigste Lehre für mich. Doch ich bin ich. Ich bin nicht meine Kinder. Stillen, kochen, putzen, aufräumen, zuhören, spielen, Hausaufgaben machen, an die frische Luft gehen, mitdenken, Alltag planen…die Liste ist lang. Doch ich habe mir immer, von Anfang an, winzige Lücken für mich selbst freigehalten. Auch wenn es nur wenige Minuten waren. Minuten zum Lesen, für ein erhellendes Gespräch, ein Glas Tee oder einen Blick aus dem Fenster, um für mich wichtige und wertvolle Gedanken zu fassen.
Ich habe gelernt, dass es nicht auf die Zeit ankommt, sondern auf die Bedeutung, die ich ihr beimesse. Ich habe gelernt, dass ich nur für Allah lebe.
Ich brenne nicht aus, denn ich kenne mich gut und messe mir Wert bei. Ich bin ein Geschöpf Allahs. Der Erhabene hat mich erschaffen und Seine Barmherzigkeit umfasst die gesamte Schöpfung, auch mich. Ich brenne nicht aus, weil all meine Mühen um meine Kinder meine Investition in meine Ewigkeit sind. Sie sind für meine Kinder, doch eigentlich sind sie für mich. Denn sie sind für Allah und bei Ihm geht nichts verloren. Und wenn ich meinen Moment brauche, dann nehme ich ihn mir. Sanft aber bestimmt. Denn ich lehre meine Kinder, ihn mir zu geben und auf ihre Mama Acht zu geben.
Meine Gebete, meine Verbindung zum Quran und meine Zeit in guter Gemeinschaft sind wichtiger als andere Dinge. Deshalb habe ich gelernt, mich zu organisieren, mich zu fokussieren und meine Tage gut zu nutzen. Die Kinder werden älter und für mich wird vieles leichter. Ich denke oft an den Tag, an dem ich vor Allah stehen werde. Ganz allein, ohne meine Kinder. Sie werden mich nicht kennen und ich werde sie nicht kennen. Doch ich flehe Allah an, dass wir uns danach im Paradies wiedersehen.
Für niemanden spreche ich so viel Du’a, wie für meine Kinder. Und ich hoffe, dass ihr Du’a auch mich nach meinem Tod erwähnt.
Ich liebe meine Kinder. Sie sind meine Amana von Allah. Doch ich bin nicht meine Kinder und ich lebe nicht für sie.
Ich lebe nur für Den, Der mich erschaffen hat.