Allah (swt) hat uns die Dunya dienstbar gemacht. Wir finden darin Nahrung, Kleidung, Behausung und alles, was wir zur Befriedigung unserer Bedürfnisse benötigen. Als Muslime gilt sinnbildlich: Wir halten die Dunya in unseren Händen (um sie auf dem Weg Allahs zu nutzen) und tragen den Deen in unseren Herzen.
Wenn in diesem Post von “Konsum” die Rede ist, dann ist das unreflektierte Anhäufen von materiellen Gütern gemeint. Denn obwohl wir als Muslime den Stellenwert der Dunya in der Theorie kennen, gibt unser Konsum-verhalten manchmal ein anderes Zeugnis ab. Wer schon in der Kindheit die Gewohnheit des Konsumierens entwickelt hat, wird sie als Erwachsener nur mühsam ablegen können. Deshalb stellt sich in der islamischen Kindererziehung die Frage: Wie kann ich meinem Kind ein gesundes Verhältnis zu Materiellem vermitteln?
Konsum vs. Reflexion
Die menschliche Nafs ist unersättlich. Ziel der islamischen Kindererziehung sind deshalb der reflektierte Umgang mit Materiellem und die Genügsamkeit des Kindes. Basis deiner Erziehung gegen den Konsum können die Suren At-Takathur und Al-Humaza bilden.
“Das Streben nach Vermehrung (weltlicher Güter) hat euch so lange abgelenkt, bis ihr die Gräber besucht…” (Sure At-Takathur, Verse 1&2)
“Wehe jedem Stichler und Nörgler, der Besitz zusammenträgt und ihn zählt und immer wieder zählt, wobei er meint, daß sein Besitz ihn ewig leben ließe!…” (Sure Al-Humaza, Verse 1-3)
Rezitiere diese Suren regelmäßig mit deinem Kind, besprecht den Inhalt (ggf mit Tafsir) und lernt sie auswendig!
Was braucht mein Kind?
Die Basis beim Erwerb von Materiellem sollte die Frage sein: “Was braucht mein Kind?” Kinder brauchen ein sicheres, kinderfreundliches Zuhause, gesunde, nährstoffreiche Nahrung, wärmende und schützende Kleidung, sinnvolle Spielsachen, welche die Sinne anregen und Geschichten, die das kindliche Denken und die Sprache fördern. Wie viel und in welcher Form dein Kind bekommt, solltest du bewusst und reflektiert entscheiden. Denn was du deinem Kind gibst und in welchem Ausmaß etwa Kleidung und Spielzeug zur Verfügung stehen, prägt das Verhältnis deines Kindes zu Materiellem und seine Vorstellung davon, was und wie viel es “braucht”.
*Kleidung: Ist dein Kind deine Modepuppe? Dann wird es auch selbst großen Wert auf Äußerlichkeiten legen.
*Spielzeug: Lässt es viele verschiedene und kreative Verwendungsmöglichkeiten zu? Fördert es das Denken oder nimmt es deinem Kind das Denken ab? (Digitales “Spielzeug” nach Möglichkeit weglassen oder so weit wie möglich hinauszögern!)
*Bücher/Geschichten: Reflektieren und fördern sie deine Erziehungsziele?
Der Gesandte Allahs ﷺ sagte: “Der meist geliebte Ort bei Allah sind die Moscheen und der meist gehasste die Märkte.” (Sahih Muslim)
Einkaufen mit Kind oder für das Kind?
Wenn du auf einen regelrechten Shoppingtrip gehst, solltest du dein Kind nicht mitnehmen, organisiere eine Betreuung. Beim Shopping werden im Gehirn die Dopamin-Rezeptoren aktiviert. Dopamin ist ein Neurotransmitter, der im Gehirnhilft, das Belohnungs- und Genusszentrum zu kontrollieren. Deswegen spricht man auch vom “Shoppingrausch”. Wirsollten die Gehirne unserer Kinder Shoppingtouren aussetzen, damit ihr Gehirn nicht überreizt und auf einen Zusammenhang zwischen “Glück” und Shopping trainiert wird. Eine gute Alternative kann das Onlineshopping sein. Wenn du zB eine Wintergarderobe für dein Kind brauchst, dann bestelle online, statt dein Kind stundenlang durch die Geschäfte zu schleppen.
Verfalle nicht in Extreme: Entweder Shoppingtouren mit Kind oder vollständige Askese! Einkaufen ist eine Realität und Kinder sollten unter Anleitung der Eltern lernen, wie man es richtig macht – ohne in ungehemmten Konsum zu verfallen.
Wenn du zB für dein Kind Kleidung bestellst, erlaube deinem Kind seine eigene Auswahl! Bestelle etwa 3 verschiedene Winterjacken, die alle deinen Anforderungen entsprechen, sich aber zB in der Farbe unterscheiden. Erlaube deinem Kind, eine der Jacken für sich auszusuchen. Dein Kind bekommt so das Gefühl der Wertschätzung (“Deine Meinung und dein Geschmack zählen!”) und der Eigenständigkeit (“Ich habe meine eigene Winterjacke ausgesucht!”). Mit eingeschränkten Auswahlmöglichkeiten (normalerweise reichen 3) führst du dein Kind an ein bewusstes Aneignenheran. Stell auch gern die Frage: “Warum hast du diese Jacke ausgesucht?” So regst du dein Kind an, seine “Kaufentscheidungen” bewusst zu treffen und zu reflektieren.
Kaufen kann man lernen!
Der gemeinsame Einkauf im Supermarkt ist eine wunderbare Möglichkeit, um reflektiertes Kaufen zu lernen und üben!
Besprich mit deinem Kind, warum ihr in den Supermarkt geht: “Wir brauchen Zutaten, damit ich heute kochen kann…” (Wir kaufen ein, weil wir etwas brauchen!) Schreib deinem Kind eine Einkaufsliste. So werden unnötige Spontankäufe vermieden und diszipliniertes Kaufen trainiert. Besprich mit deinem Kind euer Budget. So lernt es, Geld als endliche Ressource zu betrachten und nicht alsSelbstverständlichkeit. Erlaube deinem Kind ein Produkt außerhalb der Einkaufsliste selbst auszusuchen. Dankt Allah dafür, dass Er euch mit dem Eingekauften gesegnet hat!
Abschließende Gedanken:
- Entbehrung kann für das Herz besser sein als die unmittelbare Befriedigung eines Wunsches!
- Konsum macht die Nafs unzufrieden und unersättlich!
- Die kindliche Nafs kann trainiert werden (siehe Artikel “Trainierst du die Nafs deines Kindes?”)
- Sag deinem Kind und lebe vor: “Du bist nicht, was du hast! Allah bemisst uns an unseren Taten und Absichten!”
- Konsumierst du, weil du eine emotionale Lücke füllst? Fülle sie stattdessen mit Quran, Dhikr und dem Streben nach dem unendlichen Genuss im Paradies!
Der Gesandte Allahs ﷺ sagte: “Wahrlich, Allah blickt weder auf euer Aussehen noch euren Wohlstand. Vielmehr blickt Er auf eure Herzen und Taten.” (Sahih Muslim)