Anas Ibn Malik, möge Allah ihm Sein Wohlgefallen erweisen, kam mit neun Jahren in den Dienst des Propheten (saw). Eines Tages, als Anas mit anderen Jungen spielte, kam Rasulullah (saw) auf ihn zu, grüßte die Jungen, rief Anas zu sich und trug ihm etwas auf. Anas berichtet: „Als ich zurückkam, sagte er (saw): ‚Berichte keinem davon!‘ Ich verspätete mich gegenüber meiner Mutter und als ich dann endlich zu ihr kam, fragte sie: ‚Mein Sohn, warum hast du dich verspätet?‘ Ich antwortete: ‚Rasulullah (saw) trug mir eine Angelegenheit auf.‘ Sie fragte: ‚Und was war das?‘ Ich antwortete: ‚Er sagte zu mir, dass ich keinem davon berichten soll!‘ Sie sagte: ‚Mein Junge, so bewahre sein Geheimnis für Rasulullah (saw).‘“ (Sahih Al-Bukhari)

Möge Allah (swt) Ummu Sulaim und ihrem Sohn Anas Ibn Malik Sein Wohlgefallen erweisen! Ummu Sulaim, diese rechtschaffene Frau, die ihren geliebten Sohn in den Dienst des Gesandten Allahs (saw) gab, wohlwissend, dass er dort die beste Erziehung genießen würde. Diese gottesfürchtige Frau, die ihren Sohn anwies, das Geheimnis des Gesandten Allahs zu bewahren und tatsächlich nahm Anas Ibn Malik das Geheimnis seines geliebten Propheten (saw) mit in den Tod.

Wie leicht wäre es für Ummu Sulaim gewesen, ihren kleinen Sohn auszufragen, um ihre Neugier nach Rasulullahs Geheimnis zu befriedigen? Das Geheimnis des Gesandten Allahs (saw)! Wer wäre nicht gern in seinem Besitz?! Doch Ummu Sulaim war ihrem Sohn ein Vorbild an Vertrauenswürdigkeit und Verschwiegenheit, so wie es den Gläubigen gebührt.

Liebe Mamas, liebe Papas, seien wir ehrlich. Wie oft schlägt unsere Zunge über die Stränge und fragt nach Dingen, die uns nicht betreffen? Nach Dingen, die uns in keiner Weise weiterbringen, außer dass sie unsere Neugier befriedigen und unsere Gedanken mit Dingen beschäftigen, die uns rein gar nichts angehen?

Dabei sagte der Gesandte Allahs (saw): „Vom schönen Islam einer Person ist es, das sein zu lassen, was sie nicht betrifft.“ (Sunan At-Tirmidhi)

Das Übel unserer Zungen verdoppelt sich noch, wenn wir unsere Kinder nach solchen Dingen ausfragen. Denn wir lehren sie, neugierig zu sein, sich in die Angelegenheiten anderer einzumischen, Informationen herumzutragen, zu verbreiten und wir lehren sie, ihren Zungen freien Lauf zu lassen.

Dabei sagte der Gesandte Allahs (saw): „Gibt es denn etwas anderes, das die Menschen auf ihren Gesichtern (oder auf ihren Nasen) ins Feuer wirft, als die Ernte ihrer Zungen?“ (Sunan At-Tirmidhi)

Auch Worte können eine Amana sein, die es zu bewahren gilt. Und die Zunge zu disziplinieren, gehört zu den Aufgaben und den Tugenden des Gläubigen. Vertrauenswürdigkeit und Verschwiegenheit sind Juwelen, die den Charakter des Gläubigen zieren.

Liebe Eltern, fragt eure Kinder nicht nach Dingen, an denen ihr kein Anrecht habt. Fragt sie nicht aus, was Oma zu Opa gesagt hat, was Mama zur Tante gesagt hat, was der Onkel dem Papa erzählt hat, was die Nachbarin wo und zu welchem Preis gekauft hat. Missbraucht eure Kinder nicht, um an Informationen zu gelangen, die nicht für eure Ohren bestimmt sind. Denn die Kleinen verlieren an eurem Lauschen und Spionieren ihre Unschuld. Heute sind sie euer Lauschinstrument, doch schon morgen werden sie selbst zu Lauschern, Spionen und Tratsch Tanten. Sie übernehmen das unsägliche Verhalten und was einmal gelernt ist, kann nur mit Mühen wieder aberzogen werden.

Als Eltern gibt es Information, an der wir Anrecht haben. Solche, die die Gesundheit, die Sicherheit, die schulische und persönliche Entwicklung unserer Kinder betrifft. Wenn ein kurzes Nachdenken jedoch ergibt, dass wir Eltern an einer Information kein Anrecht haben, dann ist es an uns, die Zunge zu zügeln. Ummu Sulaim ist uns darin ein vorzügliches Vorbild.

Wie leicht und frei sind Herzen, die sich nur mit dem beschäftigen, was sie in ihrem Diesseits und ihrem Jenseits voranbringt? Wie schwer und trüb sind dagegen Herzen, die den Ballast all der Dinge mit sich tragen, die sie nicht betreffen und nichts angehen? Erhalten wir unseren Kindern die Reinheit ihrer Herzen und ihrer Zungen. Möge es ihnen und uns ein Schutz vor dem Feuer sein.