Der Mensch liebt die Wahrheit in seiner Fitra und hat ein natürliches Streben nach Wahrheit. Er sucht nach dem wahrhaftigen Sinn des Daseins, was die fundamentalste aller Wahrheiten darstellt. Dieses Wahrheitsverlangen des Menschen ist seine Triebkraft, sich mit Religionen zu befassen. Aber auch Philosophie und Wissenschaft zu betreiben. Insbesondere das Kind hat eine natürliche Wissbegier für die Welt und einen ausgeprägten Wissensdrang. Idealerweise bewahren und fördern die Eltern die Wahrheitsliebe und den Wahrheitsdrang des Kindes und formen ihn zu einem lebenslangen Streben nach Wahrheit und Wissen.
Der Begriff der “Wahrheit” ist für die kindliche Entwicklung von großer Bedeutung. Denn an der Wahrheit bemisst sich das kindliche Verständnis von richtig und falsch und daran der Handlungs-maßstab des Kindes. Für uns Muslime ist ein klarer Wahrheitsbegriff elementarer Bestandteil unserer Glaubensgrundlage. Heute droht er leider vollständig zu verwässern. Denn in der westlichen Philosophie hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass Wahrheit relativ und eigentlich keine Erkenntnis definitiv ist. Auch die Muslime wurden von diesem Wahrheitsrelativismus erfasst. Selbst die Existenz eines Gottes könne man nicht sicher feststellen. Sprüche wie “meine persönliche Wahrheit” oder “jedem seine Wahrheit” sind in aller Munde, leider auch vieler Muslime. Im Islam gibt es neben streitbaren Inhalten aber unumstößliche Wahrheiten, welche die Grundlage unserer Überzeugung bilden.
Wer einen relativen Wahrheitsbegriff vermittelt (“Wir können alle nur glauben…”) erschwert seinem Kind den Weg zum Iman. Wer zusätzlich noch Märchen wie die Zahnfee auftischt, darf sich nicht wundern, wenn das Kind seine Wahrheitsliebe, seinen Wahrheitsdrang und natürlich das Vertrauen in die Eltern und den Respekt vor ihnen verliert. Die Wahrheit ist keine “Option”, die wir unseren Kindern als eine Möglichkeit unter vielen auftischen. Allah (swt) hat uns mit der Offenbarung gesegnet. Sie ist Sein größtes Geschenk an uns und gleichzeitig eine Amana. Wir haben kein Recht, unseren Kindern diese Wahrheit vorzuenthalten oder ihnen den Zugang zum Islam durch seine Relativierung zu erschweren. Wir haben auch kein Recht, durch einen laxen Umgang mit der Wahrheit im Alltag unseren Kindern ihre Wahrheitsliebe zu verderben.
Die Bewertung des Islam und seiner Quellen als “wahrhaftig” ist die Grundlage, auf der unsere Kinder jede – aber auch wirklich jede! – Frage zu Allah, dem Quran, den Propheten und dem Islam allgemein stellen dürfen und von uns beantwortet bekommen.
“Und sag: Die Wahrheit ist gekommen, und das Falsche geht dahin; das Falsche ist ja dazu bestimmt, dahinzugehen.” (Sure Al-Isra’, Vers 81)