Hinweis: Kinder unter 5 Jahren sind noch nicht in der Lage, die Gase aus ihrem Verdauungstrakt zu halten oder hinauszuzögern. Die Fähigkeit, das Entlassen der Verdauungsgase wenigstens für kurze Zeit hinauszuschieben, entwickeln Kinder eher mit 7-8 Jahren. Bitte hab diese Altersstufen beim Lesen des Beitrags im Hinterkopf!

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Lacht ihr darüber, wenn eure Kinder voreinander, vor euch oder sogar vor Gästen Wind lassen? Scherzt ihr darüber und nennt sie “kleiner Pupser” oder “mein süßer Stinki” “du kleines Pupskissen”?

Dann hört bitte damit auf.

Denn das widerspricht dem Adab des Islam im Umgang mit diesem natürlichen und menschlichen Vorgang. Ja, tatsächlich kennt der Islam auch dafür einen Adab. Denn der Islam ist einfach umfassend, Alhamdulillah!

Als der Prophet ﷺ zu seinen Gefährten (ra) eine Rede hielt, sprach er auch das Thema des Windlassens an und sagte zu ihnen: “Warum lacht einer von euch, über das, was er (selbst) tut?” Abdullah Ibn Zam’a (ra), der diesen Hadith überliefert, erklärt, dass der Prophet untersagte, über die Winde eines anderen zu lachen. (Sahih Al-Bukhari)

Unsere Verdauungsgase haben eine wichtige organische Funktion und ihr Ablassen ist Teil der menschlichen Natur, von der wir alle betroffen sind. Deshalb verdienen unsere Kinder für das Windlassen an sich keinen Tadel…

Doch welchen Anlass gibt es zum Lachen? Darüber zu lachen und zu scherzen widerspricht dem Haya’, der Scham- haftigkeit im Islam, zu der wir unsere Kinder erziehen und die im prophetischen Hadith als Teil des Iman beschrieben wird.

Die Winde der anderen sollten den Anwesenden vielmehr unangenehm sein. Sowohl wegen des Geruchs, als auch wegen des niederen Benehmens. Wer über die Winde seiner Kinder lacht und scherzt, muss damit rechnen, dass sie dies fortan absichtlich vor anderen tun und daran Gefallen finden.

Liebe Eltern, nehmt dies als grundlegende Regel für eure Erziehung: Worüber gescherzt und gewitzelt wird, das verliert in den Augen unserer Kinder an Ehrfurcht, Bedeutung und Unantastbarkeit. Obwohl das Lachen und Spaßen mit unseren Kindern überaus wichtig ist, kennt es Grenzen. (Siehe unseren Beitrag “Lachst du mit deinem Kind oder über dein Kind?”)

Unser geliebter Prophet ﷺ wurde zu uns gesendet, um die schönen Tugenden zu vervollständigen. Wer die schönen Tugenden nicht bereits im Kleinen mit seinen Kindern übt und den Haya’ im Rahmen der Familie einhält und pflegt, darf nicht erwarten, dass die Kinder später in den großen Angelegenheiten und in der Gesellschaft islamische Tugenden und Schamhaftigkeit bewahren. Was groß werden soll, beginnt im Kleinen.

Denkt einmal an die bekannte Regel fürs Gemeinschaftsgebet: Wer Wind lassen muss, soll seine Hand über Nase und Mund legen und die Reihen der Betenden verlassen. So entsteht der Eindruck eines anderen Grundes für den Abbruch des Gebets, etwa Nasenbluten oder ähnliches. Denn der Muslim soll Scham für das Windlassen empfinden und soll es nicht vor anderen zur Schau stellen.

Die Metapher des “Windlassens” oder “Auslassen der Winde” ist übrigens eine wörtliche Übersetzung aus dem Arabischen. Die arabische Sprache, die gleichzeitig die Sprache des Quran und des Islam ist, legt Wert auf Tugendhaftigkeit und Scham und umschreibt, statt hier allzu deutlich zu werden!

Bringt den Kindern, die alt genug sind, bei, für das Ablassen ihrer Winde auf die Toilette oder in einen anderen Raum zu gehen, wo niemand gestört wird. Bringt ihnen bei, die Winde der anderen nicht zu kommentieren, nicht darüber zu scherzen und nicht darüber zu lachen. Erklärt dies euren Kindern, aber lebt es vor allem an eurem Beispiel vor.

Wenn euch doch einmal ein Wind ausfährt, entschuldigt euch bei euren Kindern und zeigt ihnen, dass euch unangenehm ist. Eure Schamhaftigkeit wird zur Schamhaftigkeit eurer Kinder! Auch ihnen wird es fortan unangenehm sein und sie werden sich dafür entschuldigen und versuchen, sich dafür zurückzuziehen.

Im Islam gibt es auch und insbesondere in der Familie Haya’ und Anstand. Wir werden heute Zeugen des Wegfalls jeglicher Scham und jeglicher Grenzen zwischen den Menschen. Körper werden entblößt, intime Handlungen in der Öffentlichkeit ausgelebt, Beschämendes wird in den Medien zur Schau gestellt. Unter dem Motto “Wir sind doch Familie!” werden unter Angehörigen die islamischen Vorgaben des Bedeckens und des Benehmens ignoriert.

Der Prophet ﷺ sagte: “Wer keine Scham hat, der soll tun, was er will.” (Sahih Al-Bukhari)

Heute gibt es kaum noch Scham zwischen den Menschen und tatsächlich tun sie, was sie wollen und überschreiten dabei jegliche Grenze. Denn mit dem Naturalismus hat sich die philosophische Vorstellung breit gemacht, dass “natürliche” oder “organische” Vorgänge und überhaupt der menschliche Körper nicht mit Scham verbunden sein dürfen. Was organisch ist, kann und soll frei und sogar vor anderen ausgelebt werden. Der Mensch wird zum Tier.

Dabei wird verkannt, dass Scham den Menschen schmückt und seine organischen Bedürfnisse keinesfalls unterdrückt! Stattdessen werden sie in gesunde, wohlgefällige und für die Gemeinschaft angenehme Bahnen gelenkt.

Unser Prophet ﷺ kam zu uns, um uns die schönen und ewigen Tugenden des Islam zu lehren. Mögen wir und unsere Kinder schönste Tugenden beweisen und an seinem zeitlosen Vorbild festhalten. Von den kleinen Dingen in der Familie, bis hin zu den großen Dingen in der Weltgemeinschaft.