Anerkennung ist ein emotionales Bedürfnis, das in der menschlichen Nafs verankert ist. Kinder, deren Bedürfnis nach Anerkennung korrekt befriedigt wird, lernen sich selbst und ihre Leistungen anzuerkennen, sich als Schöpfung Allahs zu schätzen. Sie sind auch in der Lage, den Wert und die Leistungen anderer anzuerkennen und zu schätzen. Kinder, denen Anerkennung durch die Eltern vorenthalten wird, können ein negatives Selbstbild entwickeln, unter mangelndem Selbstbewusstsein leiden, sich selbst stets unterschätzen und dadurch antriebslos oder anerkennungssüchtig werden.

Das Lob des Propheten

Der Prophet Muhammad ﷺ gab seinen Gefährten stets Anerkennung für ihre Leistungen und ihre Bemühungen um den Islam und die Muslime. Er lobte sie explizit und implizit, indem er ﷺ ihre positiven Eigenschaften betonte, ihnen Allahs Belohnung in Aussicht stellte und einigen von ihnen sogar zu Lebzeiten das Paradies versprach. Als muslimische Eltern loben wir unsere Kinder nach dem prophetischen Vorbild. Dabei müssen wir zwischen förderlichem und schädlichem Lob unterscheiden, in sha Allah.

Förderliches Lob

Förderliches Lob gibt deinem Kind Anerkennung, ohne dass seine Nafs übersteigert und dadurch arrogant oder selbstverliebt wird.

“Ich bin stolz auf dich, Alhamdulillah!”

“Das hast du wirklich gut gemacht, mashallah!”

“Du bist eine sehr großzügige Person, Alhamdulillah.”

“Deine Koranrezitation ist wunderschön, Tabarak Allah.”

“Du hast ein weiches, gutes Herz, mashallah!”

“Du hast mir heute wirklich sehr geholfen!”

Verbinde dein Lob mit Dhikr. So lernt dein Kind, seine guten Eigenschaften und seine Leistungen auf Allah (swt) zurückzuführen, statt auf sich selbst, und Allah dafür dankbar zu sein. Das fördert seine Bindung zu Allah und seine Bescheidenheit, gibt ihm aber gleichzeitig die nötige Anerkennung. Lob ist ein Ausdruck deiner Liebe zu deinem Kind. Bitte sei nicht geizig darin, dein Kind spüren zu lassen, wie sehr du es liebst. Das ist für dein Kind existenziell wichtig. Sei großzügig mit körperlicher Nähe, Liebesbekundung und förderlichem Lob.

Schädliches Lob

Schädliches Lob stellt die Nafs des Kindes übermäßig in den Vordergrund: “Du bist die Beste!” Dies kann zu Selbstverliebtheit und Arroganz führen. Schädliches Lob vergleicht mit anderen: “Du hast das viel besser gemacht als dein Bruder!” Das Kind lernt, seine Anerkennung über die Minderwertigkeit anderer zu suchen. Es legt den Fokus auf die Person, statt auf die schöne Eigenschaft oder Leistung: “Du kannst alles!” Das Ego des Kindes wird übersteigert, statt das Kind zu guten Eigenschaften und sinnvollen Leistungen zu motivieren.

Steuerndes Lob

Wenn es eine Eigenschaft oder ein Verhalten gibt, das du in deinem Kind entwickeln, fördern oder korrigieren möchtest, kannst du die Methode des “steuernden Lobens” anwenden. Du lobst dein Kind zB vor deinem Ehepartner für die Eigenschaft, die es noch verbessern soll: “Heute hat er sein Zimmer wirklich gut aufgeräumt, mashallah!” Dein Kind wird es sich als Aufgabe nehmen, deinem Lob gerecht zu werden.

Darf ich das Äußere meiner Tochter loben?

Das ist eine häufig gestellte Frage. Die weibliche Nafs hat das Bedürfnis, für ihre Äußerlichkeiten bestätigt zu werden – deshalb ist Social Media voll von muslimischen und nicht-muslimischen Frauen, die im falschen Rahmen nach Anerkennung für ihr Aussehen suchen. Wird das Bedürfnis der Tochter nach Bestätigung ihres Auftretens nicht im sicheren, geschützten Rahmen der Familie gestillt, in dem keine Gefahr der sexuellen Ausbeutung besteht…ist die Tochter versucht, sich eine andere Quelle der Bestätigung zu suchen – das Phänomen beobachten wir in den sozialen Medien. Wird Töchtern Anerkennung für ihre charakterlichen Eigenschaften und Leistungen gegeben und ab und zu ihr Auftreten gelobt, wird ihr weibliches Bedürfnis gestillt, ohne den Fokus auf das Aussehen zu legen oder ihren Wert an ihrem Aussehen zu bemessen.

“Du trägst ein hübsches Kleid!” “Mir gefällt deine Frisur!”

Non-Verbales Lob

Auch körperlich können wir unseren Kindern Anerkennung geben. Der Prophet Muhammad ﷺ streichelte Kindern über den Kopf und empfahl den Muslimen, ihre Kinder zu küssen. Kinder lieben die körperliche Nähe zu ihren Eltern. Sie vermittelt neben Sicherheit und Liebe auch die Anerkennung des kindlichen Daseins und der kindlichen Person.

Unmittelbares und klares Lob

Wird das Lob unmittelbar nach der lobenswerten Handlung ausgesprochen, fällt es dem Kind leichter, den gedanklichen Bezug zur gelobten Handlung herzustellen. Wird eine Eigenschaft gelobt, sollte sie für das Kind klar und verständlich genannt werden.