Im islamischen Recht…

…ist nur vor Allah (swt) verantwortlich, wer die Geschlechtsreife erlangt hat. Ein Mädchen, das seine erste Menstruation hatte und ein Junge, der den ersten Samenerguss hatte, gelten im Islam als erwachsen (baligh) und damit vor Allah verantwortlich (mukallaf). Unabhängig vom Alter. Erwachsene “Kinder” sind verpflichtet im Ramadan zu fasten. Alle Kinder, die noch nicht geschlechtsreif sind, müssen “formal” gesehen nicht fasten.

Die Vorbereitung auf den Taklif

Der Sinn der islamischen Kindererziehung ist es, das Kind auf seine Verantwortlichkeit vor Allah (swt) vorzubereiten. Darauf wird seitens der Eltern systematisch hingearbeitet. Im Kind muss durch die Eltern eine eigene Motivation geweckt und gepflegt werden, die Gottesdienste (‘Ibadat) zu erfüllen. Die eigene Motivation des Kindes zu fasten, zu beten, den Quran zu lesen und zu lernen sowie im Allgemeinen die Ibadat (Gottesdienste) auszuführen, basiert auf zwei Elementen:

Die positive Beziehung des Kindes zu Allah (swt)

-> In seiner Fitra liebt jedes Kind Allah, seinen Schöpfer. Seitens der Eltern gilt es, diese Fitra zu erhalten! (“Allah liebt dich! Du bist ein sehr guter Diener Allahs! In sha Allah wird Allah dir im Paradies alles geben, was du dir wünscht!)

-> Die Eltern müssen alles unterlassen, das die Liebe des Kindes zu Allah (swt) zerstört! (Drohungen mit Allahs Strafe, mit Jahannam, das Verängstigen mit dem Shaytan…)

Die Gewohnheit in Form der Ausführung

Auf Basis der kindlichen Liebe zu Allah (swt) muss eine Gewohnheit aufbauen. Das bedeutet, dass der Gottesdienst bereits im Kindesalter geübt und als Gewohnheit durch Eltern und Kinder etabliert wird.

Die Überzeugung zu fasten

Als Eltern gilt es, dem Kind eine feste Überzeugung davon zu vermitteln, wie wichtig und wie wunderbar das Fasten im Ramadan ist. Dies beginnt lange vor dem Ramadan und wird regelmäßig aufgegriffen und vertieft. Dazu nutzen wir die Verse aus dem Quran und die Aussprüche des Gesandten Allahs ﷺ. Damit das Kind die Vorzüge des Fastens und des Ramadan verinnerlicht:

Er ist der Monat der Barmherzigkeit…die Tores des Paradieses sind geöffnet…er ist eine Säule des Islam und der Monat der Vergebung…es gibt das Paradiestor der Fastenden (Ar-Rayan)…im Ramadan wurde der Quran offenbart…in ihm befindet sich Laylat al-Qadr…der Ramadan erlaubt uns, Taqwa zu erlangen.

Die Gewohnheit des Fastens

Im Islam gilt für Kinder das Prinzip, dass sie die Gottesdienste trainieren, auch wenn sie noch nicht zu ihrer Ausführung verpflichtet sind. Dies ergibt sich aus der Anordnung unseres geliebten Propheten Muhammad ﷺ, dass Kinder ab 7 Jahren beten. (Siehe Video auf unserem YouTube Kanal “10 Punkte für das Gebet deines Kindes!”)

Zur Zeit des Propheten ﷺ und seiner Sahaba (ra) ließ man auch die Kinder fasten (Siehe Abschnitt zum Fasten der Kinder im Sahih Al-Bukhari). Wie kann das praktisch aussehen?

Die “Minis” (ab 3 Jahre)

In diesem Alter verstehen die Kids erst allmählich, was der Ramadan ist und was es bedeutet, zu fasten. In diesem Alter können Kinder noch nicht systematisch fasten. Um dennoch Bewusstsein für den Ramadan und das Fasten zu schaffen, sollten die ganz Kleinen in die Rituale rund um den Ramadan und den Iftar eingebunden werden. Damit auch sie den Stolz empfinden, “gefastet” und Ramadan “mitgemacht” zu haben, kann man sie für ihr “Fasten” zwischen den normalen Mahlzeiten loben: “Mashallah, du hast ja zwischen dem Mittagessen und dem Snack gar nicht gegessen! Da hast du ja auch eine ganze Stunde gefastet! Allahumma Barik!”

Die “Kleinen” (ab 5 Jahre)

In diesem Alter können die Kids erfassen, was es bedeutet, sich für einen Zeitraum der Nahrung zu ent-halten. Leg gemeinsam mit deinem Kind eine Zeitspanne fest, die es fasten kann, zB die letzten 3 Stunden vor dem Iftar. Auch wenn uns dies sehr gering erscheint, so trainiert das im Kind die Vorstellung und die Disziplin: “Ich enthalte mich für Allah (swt)!” Lass dein Kind eine sättigende Mahlzeit essen, bevor sein “Fasten” beginnt.

Die “Großen” (ab 7 Jahre)

Nun kann der Tag in 3 Abschnitte unterteilt werden: Von Fadjr bis Dhuhr, von Dhuhr bis Asr und von Asr bis Maghreb. An diesen Etappen kann sich das Fasten des Kindes orientieren: Wenn der erste Abschnitt über ein paar Tage hinweg gefastet wurde, wird der zweite hinzugenommen und danach der dritte.

Hinweise:

Die Sahabiyyat spielten mit ihren Kindern, um sie abzulenken, wenn ihnen das Fasten schwer fiel.

Denk daran: Dein Kind trainiert das Fasten noch! Wenn es nicht mehr kann, darf es selbstverständlich trinken und essen.

Das Kind wird nicht dafür getadelt, dass es nicht geschafft hat, den ganzen Tag zu fasten. Es wird für das teilweise Fasten gelobt: “Du hast heute vier Stunden gefastet. Das ist toll, mashallah!”

Lass dein Kind unbedingt den Sahur einnehmen. Mit proteinhaltiger, gesunder Nahrung und viel Flüssigkeit. Vermeidet salzige, zuckerige und frittierte Speisen.

Es gibt keine Geschenke oder Geld für das Fasten selbst. Sonst entsteht die kindliche Erwartung, dass es weltliche Belohnung für Gottesdienste gibt. Natürlich kann es zwischendurch kleine Aufmerksamkeiten und zum Eid Geschenke geben, aber nicht als “Belohnung” für das Fasten.

Wenn du befürchtest, dass deinem Kind wegen des Fastens in der Schule Probleme gemacht werden, dann such bitte das Gespräch und sensibilisiere für die Bedeutung des Ramadan.

Denk daran, dass der Fastentag im Sommer sehr lang ist. Passe das Fastenprogramm deines Kindes an diesen Umstand an!

Lass dein Kind für jeden Fastentag einen Stern ausmalen. Auch wenn teilweise gefastet wurde, wird der Stern eben teilweise ausgemalt.

Ya Allah, lass uns und unsere Kinder zu den Fastenden gehören und mach den Ramadan zu einem Monat der Barmherzigkeit, der Vergebung und der Errettung vor dem Feuer für uns!