Shaytan kämpft mit uns um unsere Kinder

Der Shaytan ringt um unsere Kinder mit uns! So hat der verfluchte Shaytan es gelobt und so befindet er sich seit der Schöpfung Adams mit uns im Kampf um unsere Nachkommenschaft. Er will die Zahl der Höllenbewohner vergrößern, während wir mit unseren Kindern die Reihen der Paradiesbewohner erweitern. Ihr gläubigen Männer, ihr gläubigen Frauen! Es warten schwere Tage und heftige Schlachten auf uns. Schließt eure Reihen, denn wir lassen den Shaytan nicht an unsere Kinder heran.

„Er (der Shaytan) sagte: ‚Was meinst Du wohl von diesem, den Du höher geehrt hast als mich? Wenn Du mich bis zum Tag der Auferstehung zurückstellst, werde ich seiner Nachkommenschaft bis auf wenige ganz gewiss die Zügel anlegen.‘  Er (Allah) sagte: ‚Geh (deines Weges)! Wer von ihnen dir folgt, gewiss, so ist die Hölle euer Lohn, ein reichlicher Lohn. Und errege, wen von ihnen du (erregen) kannst, mit deiner Stimme, und biete gegen sie deine Reiterei und dein Fußvolk auf, und habe Anteil an ihrem Besitz und ihren Kindern, und mache ihnen Versprechungen.‘ Aber der Satan macht ihnen nur Versprechungen in Trug.“ (Sure Al-Isra‘, Verse 62-64)

Ihr gläubigen Männer, ihr gläubigen Frauen! Unsere Kinder vor dem Shaytan zu retten ist eine Aufgabe, die geeinte Kräfte erfordert. Nur gemeinsam können wir auf dem Wege Allahs erziehen.

„Oh die ihr glaubt, bewahrt euch selbst und eure Angehörigen vor einem Feuer, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind, über das hartherzige, strenge Engel gesetzt sind, die sich Allah nicht widersetzen in dem, was Er ihnen befiehlt, sondern tun, was ihnen befohlen wird.“ (Sure At-Tahrim Vers 6)

Verheiratet und doch alleinerziehend

Es gibt viele Mütter, deren Kinder zwar Väter haben, die aber trotzdem faktisch allein erziehen. Diese Mütter sind enormem Druck und Stress ausgesetzt. Der Dauerstress von überlasteten Mamas hat immer auch negative Auswirkungen auf die Erziehung und damit auf die kognitive, die emotionale und die religiöse Entwicklung der Kinder. Kinder brauchen vor allem in den ersten Lebensjahren aber natürlich auch später lebensbejahende und emotional stabile Mütter. Mütter, die Zeit und Kraft haben, mit ihren Kindern zu kuscheln, ihnen zu erzählen und vorzulesen, ihnen zuzuhören und im Alltag emotional präsent zu sein. Eine Mutter, die unter dem Druck des „Single-Parenting“ leidet, kann das nicht. Weil dies übermenschliche Kräfte erfordern würde. Und weil die alleinerziehende Mama sich und ihre Kinder vom Vater im Stich gelassen sieht.

Dieser Artikel will nicht streiten. Er will weder Mama noch Papa die Kindererziehung „in die Schuhe schieben“. Dieser Artikel will Mama und Papa als Frauen und als Männer, mit ihrem unterschiedlichen Alltag und ihren besonderen Aufgaben, zur gemeinsamen Erziehung der Kinder motivieren.

Die muslimische Familie ist eine Einheit

Zu den Sunan Allahs gehört, dass nur Mann und Frau gemeinsam Kinder bekommen. Denn nur Mann und Frau gemeinsam bilden den idealen Nährboden für die Familie und die Kindererziehung. Im Islam ist die Familie eine echte Einheit und keine bloße WG. Unsere Kinder brauchen präsente Mütter und Väter, die ihre Rolle als Eltern lieben, noch bevor sie ihre Kinder lieben. Die wirklich erziehen wollen, statt einfach nur Kinder zu bekommen. Eltern, die in ihren Kindern die Zukunft dieses Deen und ihre Hinterlassenschaft an die Ummah Muhammads sehen. Nur wer wirklich Eltern sein will, kann seine Rolle als Mutter und Vater ausfüllen.

Heute haben wir die Kindererziehung ins Gegenteil verkehrt. Wir betrachten sie als Belastung, statt des Segens, die sie eigentlich ist. Wir laufen vor ihr weg, statt uns um sie, ihre gesellschaftliche Bedeutung und ihre große jenseitige Belohnung zu reißen. Was kann uns nach unserem Tod helfen, außer einer fortlaufende Sadaqa, eines Wissen, das wir verbreitet haben und des Du’a unserer rechtschaffenen Kinder? Was ist mit uns, dass wir der Zukunft der Muslime und des Islam keine Zeit widmen wollen? Dass wir außerhalb des Hauses Da’wa machen, doch keine Lust haben, unsere eigenen Kinder über den Islam, seine Lehren und seine Überzeugungen zu unterrichten? Was ist mit uns, dass wir uns die Kindererziehung gegenseitig zuschieben?

Stell dir einmal vor, unsere Kinder wüssten, wie wenig Lust wir auf ihre Erziehung haben. Stell dir vor sie würden mit ansehen, wie wir uns gegenseitig die Verantwortung für sie und die Zeit mit ihnen zuschieben. Weißt du, was die traurige Wahrheit ist? Dass sie es ohnehin wissen. Sie wissen es, denn sie spüren es, dass sie uns in Wahrheit eine Last sind.

Jungen und Mädchen brauchen präsente Väter

Gute Eigenschaften werden vorgelebt, sie werden nicht unterrichtet. Auch Vaterschaft und Mutterschaft werden vorgelebt, unsere Kinder können sie nicht außerhalb der Familie und ohne unser gelebtes Vorbild erlernen.

In Abwesenheit aktiver Väter müssen sich unsere Jungen gezwungenermaßen andere männliche Vorbilder suchen, denn das Verständnis vom Mann und von Männlichkeit kann nicht unbesetzt bleiben. Das Internet ist voll von giftigen Männlichkeitsverständnissen und sündhaften Männern. Sie stehen in schreiendem Widersprich zu dem starken und konsequenten, doch gleichzeitig so sanften und barmherzigen Vorbild des besten Mannes aller Zeiten, unseres Propheten Muhammad (saw).

Es gibt Dinge, die unsere Söhne ausschließlich von ihrer männlichen Bezugsperson lernen können: Was es bedeutet, die Verantwortung für eine Familie zu tragen und der Familie als Entscheidungsträger, Beschützer und Versorger vorzustehen. Denn diese Aufgaben weist das islamische Recht dem Mann zu. Diese Aufgaben sind so komplex, so bedeutungsschwer und gleichzeitig so praktisch, dass der Sohn sie am lebensechten Beispiel des Vaters erlebt und erlernt. Wem das väterliche Vorbild fehlt, der wird in diesem Bereich künftig Schwierigkeiten haben. Für Söhne, deren Väter verstorben sind, wird deshalb dringend empfohlen, dass ein anderes männliches Familienmitglied, etwa Onkel oder Großvater, diese Position ausfüllen. Denn sie kann und darf nicht unbesetzt bleiben. Wie verhält es sich dann erst, wenn der Vater doch vorhanden ist? Es gehört zu seinen Erziehungsaufgaben gegenüber den Söhnen, sie aktiv in die männliche Rolle einzubeziehen, sie entwicklungsgerecht daran teilhaben zu lassen und sie auf ihr eigenes Familienleben vorzubereiten. Den liebevollen Umgang mit den weiblichen Angehörigen des Hauses, deren finanzielle Versorgung, ihren Schutz und die Betreuung ihrer außerhäuslichen Angelegenheiten erlebt der Sohn am Vorbild des Vaters. Dies ist für die spätere Beziehung zu Ehefrau und Töchtern von essenzieller Bedeutung. Der Aufruf anderer Männer und der Gesellschaft zum Islam, der Besuch männlicher Versammlungen in der Moschee zum Wissenserwerb und zur Pflege sozialer Kontakte, des Freitagsgebets und vieles mehr erlebt und erlernt der Sohn mit dem Vater.

In Abwesenheit liebevoller Väter müssen sich unsere Mädchen gezwungenermaßen andere männliche Vorbilder suchen, denn auch ihr Verständnis vom Ehemann und von Männlichkeit kann nicht unbesetzt bleiben. Das Internet ist voll von giftigen Männlichkeitsverständnissen und sündhaften Männern, die unsere Mädchen ausnutzen, sie ihrer Rechte berauben und aus ihnen sexuelle Objekte machen, statt sie als Schwestern im Deen, Weggefährtinnen und künftige Mütter ihrer Kinder zu betrachten. Ein abwesender Vater muss sich über die schlechte Partnerwahl seiner Tochter nicht wundern.

Die Arbeit unserer Männer ist ein Gottesdienst!

Gleichzeitig ist die Erwerbstätigkeit der muslimischen Väter ein Gottesdienst. Allah (swt) hat allein den Mann für den Unterhalt der Familie in die Verantwortung genommen. Unsere Männer stehen nicht jeden Morgen auf, um ins Büro, auf die Baustelle oder an den sonstigen Arbeitsplatz zu gehen, weil das immer Spaß macht oder um sich vor der Kindererziehung zu flüchten. Sie tun dies, weil sie vor Allah Verantwortung für unseren Unterhalt und unsere Versorgung übernehmen. Barakallahu feehum. Jede Ehefrau kennt die Realität der Erwerbstätigkeit in der kapitalistischen Gesellschaft. Unsere Männer arbeiten jeden Tag viele Stunden, teils für einen sehr bescheidenen und teils für einen größeren Erwerb, ganz wie Allah (swt) es für sie und für uns bestimmt hat.

Kann der Ehemann mit dem Kind auf den Spielplatz gehen oder eine Geschichte vorlesen, während er auf der Arbeit ist? Leider nicht. Doch das wäre auch doppelt gemoppelt. Denn er ist ja bereits mit der Versorgung des Kindes beschäftigt. Diese Realität ist so simpel und doch vergessen wir sie. Weil man will, dass wir sie vergessen. Weil auch wir muslimische Familien endlich vollständig unter dem Zahnrad des Kapitalismus, der zerstörten Familien und der verlorenen Kinder zermalmt werden sollen. Weil muslimische Mütter und Väter sich so lange gegenseitig die „Last“ der Kindererziehung zuschieben sollen, bis der Staat sagt: „Schon gut, ich übernehme! Ich pflanze euren Kindern meine liberalen, gottlosen Werte in Kindergarten, Schule, Fernseher und sozialen Medien ein…ihr habt ja mit dem Streit um die Kindererziehung genug zu tun.“

Unsere Ehemänner kümmern sich um die Kinder, während sie auf der Arbeit sind. Sie erarbeiten das Brot, die Butter und die Gurken, die wir unseren Kindern zum Frühstück zubereiten. Sie erarbeiten die Windel und die Kleidung, die wir unseren Kindern am Morgen anziehen. Sie erarbeiten das Kinderzimmer, mit den Büchern und dem Spielzeug darin. Sie erarbeiten die warme Wohnung, in der unsere Kinder aufwachsen dürfen. Sie arbeiten auch, damit Mama sich nicht zwischen Arbeit und Kindern zerreißen muss. Während unsere Männer arbeiten, sind sie die ganze Zeit für uns und unsere Kinder aktiv, jeden Tag aufs Neue. Barakallahu feehum. Müssen wir erst zu „Supermamas“ werden, die zwischen Haushalt, Ehemann, Kindern und Vollzeiterwerbstätigkeit ausbrennen, damit wir den Segen der islamischen Familienstruktur erkennen?

Die Bedeutung der Vater-Kind-Beziehung

Kann der Ehemann denn das weinende Baby in den Schlaf wiegen, mit dem Kind auf den Spielplatz gehen, eine Geschichte vorlesen und mit ihm über die Erlebnisse des Tages sprechen, wenn er nach Hause gekommen ist? Selbstverständlich, das kann und das soll und das will er. Der muslimische Vater hat ein eigenes Interesse daran, eine echte Bindung zu seinem Kind zu haben. Denn er investiert damit in die kleinen Muslime, in die Zukunft der Ummah und auch in sein eigenes Alter. Denn er wird seine Kinder und die gute Beziehung zu ihnen dringend brauchen. Doch vor allem investiert der muslimische Vater in seine Akhira.

Wir dürfen nicht vergessen, dass der Vater bereits viele Stunden mit der Versorgung der Kinder beschäftigt war, während wir ebenfalls mit den Kindern beschäftigt waren. Das seine Arbeit für die Familie ist. Für uns und für die Kinder. Wer dies verinnerlicht, tritt seinem Ehemann anders gegenüber: versöhnlich, verständnisvoll und um eine gemeinsame Erziehung bemüht. Die Ehefrau, die das verstanden hat, verbringt gern gemeinsame Familienzeit mit dem Ehemann und den Kindern. Sie unterstützt ihren Mann nach Kräften, die so wichtige Vater-Kind-Beziehung zu pflegen und lässt ihm den nötigen Raum dafür. Sie akzeptiert und unterstützt seine Verantwortung für den Deen und den Werdegang der gesamten Familie.

Mütter, konkurriert nicht mit den Vätern!

Wir leben mit dem Kapitalismus in einer Zeit, in der Frauen weitflächig mit Männern um den wirtschaftlichen Erwerb konkurrieren, obwohl das islamische Recht sie von jeglicher finanziellen Belastung freihält. Frauen können arbeiten, sofern die islamischen Vorgaben und Prinzipien im Arbeitsverhältnis gewahrt sind. Sie müssen es aber nicht und sollten es nicht, wenn die Arbeit ihre Rolle als Mütter, Ehefrauen und Töchter beeinträchtigt. Denn sie sind die tragenden Säulen der Familie, die ihre Häuser mit den Werten des Islam und der Wärme ihrer Weiblichkeit erfüllen.

Das Verbinden von Karriere und Familie ist eine zerstörerische Illusion. Sie zerstört die Weiblichkeit und das Wohlbefinden der Frauen, die Harmonie der Ehen und das Gedeihen der Familien. Es ist gut und richtig, den Männern die Versorgung zu überlassen, während die Frauen ihre Familien mit ihrem Islam und ihrer Zuwendung erfüllen. Frauen können und sollen sich gleichzeitig, jedoch entsprechend ihrer Realität und Möglichkeiten, intellektuell, sozial und sogar wirtschaftlich engagieren.

Der Gesandte Allahs (saw) sagte: „Ein Dinar, den du auf dem Weg Allahs ausgegeben hast und ein Dinar, den du zur Befreiung eines Sklaven ausgegeben hast und ein Dinar, den du einem Bedürftigen als Spende gegeben hast und ein Dinar, den du für deine Familie ausgegeben hast. Der gewaltigste Dinar ist jener, den du für deine Familie ausgegeben hast.“ (Sahih Muslim)

Die Letzte Festung unserer Kinder

Gewähren wir unseren Männern den gewaltigen Lohn für die ehrenvolle Verpflichtung der Versorgung ihrer Familien. Denn auch wir Frauen haben ehrenvolle Aufgaben von Allah (swt) übertragen bekommen! Sie bringen uns gewaltigen Lohn und dafür brauchen wir unsere körperlichen, zeitlichen und emotionalen Kapazitäten dringend. Wir erfüllen unsere Häuser mit dem Islam, den wir im Umgang mit unseren Ehemännern und Kindern leben. Wir füllen unsere Häuser mit dem Quran, den wir lernen, lehren und in all unseren zwischen-menschlichen Beziehungen umsetzen. Wir leiten unsere Kinder nach den Prinzipien, den Werten und den Gesetzen des Islam auf ihrem Weg in die Eigenständigkeit an und wir stehen ihnen auf ihrem Weg ins Leben bei. Wir füllen unsere Häuser mit der Liebe, Zuwendung und Wärme muslimischer Frauen, die für Allah (swt) leben und sich bewusst sind, dass sie die Zukunft des Islam erziehen und gestalten. Gerade heute müssen wir Frauen uns bewusst sein, dass unsere muslimischen Familien die letzte Festung eines gesunden Aufwachsens bilden und der einzige Rückhalt unserer Kinder sind. Denn unsere Kinder wachsen in einer Realität auf, die keine Werte, keine Prinzipien, nicht einmal mehr Wahrheiten kennt.

Natürlich haben Säuglinge und Kleinkinder eine sehr besondere Beziehung und physische Nähe zur stillenden Mutter und verbringen die meiste Zeit mit ihr. Doch wisst ihr, welche immense Bedeutung es langfristig für die Beziehung zum Vater hat, dass Papa das Baby auch mal ins Bett bringt, eine Geschichte vorliest und daneben sitzt, bis es einschläft? Wir dürfen Papas Nähe zum Kind nicht darauf reduzieren, Mama zu entlasten. Papasein ist nicht für Mama. Papasein ist fürs Kind und für Papa! Das Entlasten der Mutter ist nur ein winziger Teilaspekt der vollständigen Beziehung zwischen Vater und Kind. Die eigene Zeit mit dem Kind auf das Entlasten der Mutter zu beschränken, nimmt der Vater-Kind-Beziehung jegliche Eigenständigkeit und einen großen Teil ihres Wertes. Diese Sichtweise auf die Vater-Kind-Beziehung ist stark von einem kapitalistischen Materialismus geprägt, bei dem Zeit entweder wirtschaftlich produktiv oder für die individuelle Selbstverwirklichung eingesetzt werden muss. Der Zeit mit den eigenen Kindern wird zwar ein Wert für die Kinder eingestanden, aber nicht für den Mann­­­­­­­ selbst. Dabei ist die gemeinsame Zeit für Vater und Kind wichtig.

Väter im Quran

Ein Alltag mit Kindern ist bunt und kompliziert. Er ist erfüllt von menschlicher Beziehung, mit all der Komplexität, die der Mensch mit sich bringt und die sich im menschlichen Miteinander noch steigert. Der Alltag mit Kindern lässt sich nicht auf Rechtsurteile und Fatawa reduzieren. Auch wenn der Fiqh für uns Muslime immer den Rahmen unseres Handelns absteckt. Deshalb ist schon die Frage: „Wer muss sich um die Kinder kümmern?!“ falsch gestellt. Denn über die bloßen Do’s and Don’ts des islamischen Rechts hinaus, über die Rechte und Pflichten von Mutter, Vater und Kind hinaus, müssen Mütter und Väter die höheren Ziele der Sharia verstehen. Sie müssen das Vorbild ihres Propheten (saw) kennen, sowie mit Weisheit und langem Atem agieren.

In Sure Al-Baqara fragt unser Prophet Ya’qub (as) seine Söhne auf dem Sterbebett: „Was werdet ihr nach mir anbeten?“. Gefestigt im Iman und mit voller Überzeugung antworten sie, dass sie nur Allah, den Herrn Ya’qubs und aller Propheten anbeten werden und geloben, Muslime zu sein. Ist es vorstellbar, dass sich Ya’qubs Erziehung auf diese letzte Frage auf seinem Sterbebett beschränkte? Dass er zeitlebens kaum Bezug zu seinen Söhnen hatte, sie aber vor seinem Ableben mit dieser Frage prüft? Die Überzeugung und die Gottergebenheit, mit der seine Söhne antworten, zeugen davon, dass Ya’qub (as) viele Jahre darin investierte, seinen Kindern das beste Vorbild zu sein und sie zu guten Muslimen zu erziehen.

In Sure Maryam heißt es, dass unser Prophet Isma’il (as) seinen Angehörigen das Gebet und die Zakat auftrug. Denn er war um den Deen seiner Familie bemüht. Er selbst hatte ja von seinem Vater Ibrahim (as) und von seiner Mutter Hajar (as) das beste Vorbild und die beste Erziehung genossen. So gut wurde er von seinen Eltern erzogen und so tief hatten sie die Verständnisse des Islam in ihm verankert, dass er keinen Moment zögerte, sich für Allah (swt) von seinem Vater opfern zu lassen. Gemeinsam sprachen Isma’il und sein Vater Ibrahim (as), als sie die Ka’ba errichteten: „Unser Herr, mache uns Dir ergeben und von unserer Nachkommenschaft eine Dir ergebene Gemeinschaft.“ Die Bitte der Propheten und rechtschaffene Nachkommen ist im Quran ständig präsent. Und unsere Propheten verstanden am besten, dass mit jedem Du’a eine Handlung einhergeht, in diesem Fall das Bemühen um die gute Erziehung der Kinder.

Luqman (as) wendet sich in der nach ihm benannten Sure mit einer bewegenden Ansprache an seinen Sohn. Er ruft ihm zum Iman an Allah (swt) und zum Tawhid auf, zum Gebieten des Guten und Anprangern des Unrechts, zu Sabr, zum Gebet und zu wohlgefälligen Tugenden.

Auch wenn Zakariya (as) nicht der Vater von Maryam (as) war, so befand sie sich bei ihm doch in Obhut eines Mannes. Sie wuchs zu einer der besten Frauen in der Menschheitsgeschichte und zu einer der Anführerinnen der Paradiesfrauen heran.

Der Quran ist das schönste Zeugnis männlicher Bemühung um den Nachwuchs der Muslime und der Bedeutung der Vater-Kind-Beziehung.

Der beste Vater aller Zeiten

Dann gibt es natürlich den besten Erzieher aller Zeiten, unseren Propheten Muhammad (saw). Die Berichte über seine Beziehung zu seiner Tochter Fatima (ra) und zu seinen Enkeln Al-Hasan und Al-Husain (ra) sind so berührend, dass unsere Augen sich unweigerlich mit Tränen füllen. Er (saw) war ein Vater, der für seine Tochter aufstand und sie auf seinen Platz setzte. Ein Vater, der seine Tochter liebevoll begrüßte. Ein Vater, der einschritt, wenn es in der Ehe seiner Tochter Unstimmigkeiten gab: etwa als Ali (ra) nochmals heiraten wollte und als er sich nach einer Auseinandersetzung mit Fatima in die Moschee zurückzog. Ein Vater, der so eng mit seiner Tochter verbunden war, dass er ihr ins Ohr flüsterte, dass sie ihm als Erste in den Tod folgen würde und sie damit zum Lachen brachte. Ich wünsche jeder Tochter dieser Welt die Innigkeit dieser Beziehung zu ihrem Vater!

Er (saw) war ein Großvater, der für die gesamte Menschheit Verantwortung trug und doch seine Enkel auf sich herumklettern ließ. Ein Großvater, der seine kleinen Enkel nach der Rückkehr von der Reise innig begrüßte. Er war der Erzieher der besten Generation von Menschen, die diese Erde je erlebt hat. Sall-Allahu ‘alayhi wa sallam.

Die Verantwortung der Väter

Der Gesandte Allahs (saw) sprach: „Wahrlich, ihr seid alle Hirten und jeder von euch ist verantwortlich für seine Herde. Der Imam, der über die Menschen eingesetzt wurde, ist ein Hirte und er ist verantwortlich für seine Herde. Der Mann ist für die Angehörigen seines Haushalts ein Hirte und er ist verantwortlich für seine Herde. Die Frau ist für die Angehörigen des Haushalts ihres Mannes und für seine Kinder eine Hirtin und sie ist verantwortlich für sie. Und der Diener eines anderen ist ein Hirte in Bezug auf den Besitz seines Herrn, und er ist verantwortlich für dessen Besitz. Wahrlich, ihr seid alle Hirten und jeder von euch ist verantwortlich für seine Herde.“ (Sahih Al-Bukhari)

Der Prophet (saw) überträgt die Verantwortlichkeit für die Familie dem Vater. Er ist der erste Vorsteher seiner Familie, seiner Ehefrau und der gemeinsamen Kinder. Er leitet und überwacht die islamische Erziehung der Kinder und hat gemäß seiner Realität und Aufgaben aktiven Anteil daran. Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass die renommiertesten zeitgenössischen muslimischen Erziehungsexperten Männer sind: Dr. Ibrahim Al-Khulaifi, Dr. Jasim Al-Mutawwa‘, Dr. Mustapha Abu Sa’ad, Dr. Abdul-Karim Bakkar, Dr. Muhammad Ad-Duwish…um nur wenige Namen zu nennen.

Der Gesandte Allahs (saw) sagte auch: „Allah befragt jeden Hirten zu seiner Herde, ob er sie bewahrte oder verloren gehen ließ. Bis der Mann zu den Angehörigen seines Hauses befragt wird.“ (Sunan An-Nasa’i und Ibn Majah)

Einst kam ein Mann zu Umar Ibn Al-Khattab (ra) und beschwerte sich über die schlechte Behandlung durch seinen Sohn. Umar rief den Sohn auf, Allah bei der Behandlung seines Vaters zu fürchten. Da entgegnete der Sohn: „Oh Führer der Gläubigen, hat denn der Sohn keine Rechte gegenüber seinem Vater?“ Umar antwortete: „Doch! Dass er ihm eine gute Mutter wählt, ihm einen guten Namen gibt und ihm das Buch (den Quran) beibringt.“ Da sprach der Sohn: „Er (mein Vater) hat weder meine Mutter gut ausgewählt, noch hat er mir einen guten Namen gegeben, noch brachte er mir eine einzige Aya bei.“ Da wendete Umar sich dem Vater zu und sprach: „Du sagst ‚Mein Sohn behandelt mich schlecht!‘ Doch du hast ihn schlecht behandelt, bevor er dich schlecht behandelte!‘“ (Überliefert in Abu Laith As-Samarqandis Tanbih Al-Ghafilin).

Kindererziehung ist unsere Chance!

Es gibt niemanden, in dem sich unsere eigenen Fehler so deutlich spiegeln, wie in unseren Kindern. Barmherzigkeit und Vergebung lernt man von niemandem so gut, wie vom eigenen Kind. Denn sie lieben uns trotz all unserer Fehler bedingungslos und verzeihen uns alles, was wir in der Erziehung falsch machen. Kinder sind eine Freude und sie sind der Schmuck des diesseitigen Lebens. Wie erbärmlich ist eine Gemeinschaft, die das nicht erkennen kann? Wie bedauerlich ist eine Vaterschaft, die daran keinen Anteil hat?

Unsere Väter sind unser Rückgrat. Sie sind unser Halt. Sie sind unsere Vorbilder. Hinter ihnen finden wir Schutz und in ihrem Schutz nehmen wir es mit den Herausforderungen des Lebens auf. Ihre Liebe gibt uns Kraft, ihr Vorbild ist unsere Vision. Liebe Väter, fragt nicht: „Muss ich mich um meine Kinder kümmern?“ Sagt: „Darf ich an der gewaltigen Aufgabe der Erziehung meiner Kinder teilhaben?“ Seid euren Kindern Väter.

Der Kampf zwischen Haqq und Batil, zwischen Wahrheit und Unwahrheit, gehört zu den Sunan des diesseitigen Lebens. Er wird nach uns von unseren Kindern weitergetragen. Unsere Kinder mit Allahs Erlaubnis und Tawfiq zu standfesten Vertretern des Haqq zu erziehen, ist die gemeinsame Aufgabe der gläubigen Mütter und gläubigen Väter.

10. Muharram 1445 – 28. Juli 2023

Dr. Nora Zeineddine