Die kindliche Entwicklung ist ein Wunder, Subhanallah.
Die islamische Perspektive auf die kindliche Entwicklung ist geprägt davon, das Kind zu einem geistig wie physisch gesunden Menschen heranwachsen zu lassen und auf seine Verantwortlichkeit vor Allah (swt) vorzubereiten. Gleichzeitig trägt der Islam den verschiedenen Altersstufen, ihren Herausforderungen und besonderen Bedürfnissen Rechnung.
Der Embryo, Al-Djanin الجنين
Das ungeborene Kind wird als Djanin bezeichnet. Bereits in der Schwangerschaft bauen Mütter eine enge emotionale Bindung zu ihrem ungeborenen Kind auf. Mütterliches Verhalten, das dem Djanin schadet, ist untersagt. Durch regelmäßiges Vortragen des Koran baut das Ungeborene schon im Mutterbauch eine Verbindung zu den Worten Allahs auf und ihr Klang ist ihm vertraut.
Das Kind hat ein Anrecht darauf, einen guten (islamischen) Namen zu bekommen. Außerdem hat das Neugeborene Anrecht auf die Anerkennung seiner Abstammung, etwa durch Tragen des Familiennamens und auf Zugehörigkeit zu seiner biologischen Familie und Fürsorge durch seine biologischen Eltern.
Das Kleinkind, Al-Tifl الطفل
Als Tifl wird das Baby und Kleinkind bis etwa zum 7. Lebensjahr bezeichnet. In dieser Phase sind die Eltern vor allem Spielgefährten ihrer Kinder, denn der kindliche Verstand ist noch sehr unreif. Durch Liebe, Zuwendung, spielerisches Fördern und eine enge Bindung zu den Eltern wird dem Kind in dieser Entwicklungsphase der Islam vorgelebt, nähergebracht und mit positiven Emotionen geprägt. Das Kind hat Anrecht auf Pflege, Sorge und Zuwendung. Die Grundlage im Umgang mit dem Kind ist die Barmherzigkeit.
Das unterscheidungsfähige Kind, Al-Mumayyiz المميز
Mit etwa 7 Jahren machen Kinder einen großen kognitiven Entwicklungssprung, man spricht auch vom “age of reason”. Sie sind nun sehr viel mehr zu abstraktem und rationalem Denken in der Lage. Bereits vor Jahrhunderten stellte die islamische Gelehrsamkeit deshalb fest, dass Kinder mit etwa 7 Jahren Unterscheidungsfähigkeit erlangen und bezeichnen das Kind in dieser Phase als “Mumayyiz”. Kinder verstehen nun zumindest grundsätzlich den Unterschied zwischen richtig und falsch, sind für rationale Argumente zugänglich und können sich in andere hineinversetzen. Die islamische Erziehung erlangt in dieser Phase besondere Bedeutung, denn nun werden die Weltsicht, das Selbstbild, das Denken und die islamischen Gewohnheiten des Kindes geprägt!
Im islamischen Recht gilt beispielsweise, dass fremde Frauen sich vor Jungs in diesem Alter bedecken und dass Kinder ab 7 Jahren nicht mehr mit Geschwisterkindern in einem Bett schlafen. Denn unterscheidungsfähige Kinder verstehen den Unterschied zwischen Mann und Frau und nun gilt es, ihre natürliche Scham zu bewahren und zu stärken.Vor allem beginnt das Kind mit 7 Jahren seine täglichen 5 Pflichtgebete zu beten! Es pflegt seine eigene Beziehung zu Allah und das Gebet ist als wichtiger Pfeiler des kindlichen Alltags zu etablieren. Natürlich mit viel elterlicher Liebe und Nachsicht für die kindliche Verspieltheit, gleichzeitig aber mit Konsequenz. Der Mumayyiz ist in einer sehr sensiblen Phase der kindlichen Entwicklung. Die Eltern müssen nun den kindlichen Verstand ansprechen, um den Mumayyiz den Islam und seine islamischen Pflichten zu lehren. In diesem Alter haben die Kinder viele Fragen zum Leben, dem Menschen und dem Islam. Es gilt, das Kind zum Fragen zu motivieren und dafür zu loben. Die Fragen sind geduldig und überzeugend zu beantworten. Was die Eltern selbst nicht wissen, wird gemeinsam in den entsprechenden Quellen nachgeschaut.
Der Erwachsene, Al-Baligh البالغ
Mit dem Eintritt der Geschlechtsreife ist der Mensch im Islam als Erwachsener zu betrachten. Obgleich der junge Erwachsene in vielerlei Hinsicht noch reifen muss und dazu der liebevollen Begleitung seiner Eltern bedarf, ist er für sein Handeln vollständig und alleinig vor Allah (swt) verantwortlich. Es ist die Aufgabe der muslimischen Eltern, den Übergang in die Geschlechtsreife und damit Verantwortlichkeit durch gute Vorbereitung weich zu gestalten. Nun zeigt sich, ob der vorherigen Altersstufe des Mumayyiz hinreichende Bedeutung beigemessen wurde. Fortan begleiten Eltern ihre Kinder als Gefährten und Freunde. Mit gutem Rat, schöner Ermahnung, einem offenen Ohr für die Sorgen und Nöte des jungen Erwachsenen, mit Verständnis für seine Probleme und Schwierigkeiten…aber gleichzeitig mit einer klaren Linie und klaren Worten dafür, was im Islam richtig ist und was falsch.
Der Gesandte Allahs ﷺ sagte: “Es ist nicht von uns, wer nicht mit unseren Kleinen barmherzig ist.” (Überliefert bei Abu Dawud und At-Tirmidhi)
Assalamualeykum wa rahmatullahi wa barakatuh,
Jazzak Allahu Khayran für deine vorbildliche Arbeit möge Allah dich mit dem besten Belohnen und dich vor schlechtem Schützen, Amin Ajmain!
Hättest du die Möglichkeit die dazugehörigen Quellen rauszugeben oder rechtsquellen woraus die Kindliche Entwicklung entnommen wird?
Das letztere wäre ein große Erleichterung.
Möge Allah dir in deinen Angelegenheiten Kraft geben, Amin
Assalamualeykum wa rahmatullahi wa barakatuh
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich freue mich, daß ich zufällig auf Ihren Artikel gestoßen bin, ich finde ihn sehr interessant und aufschlußreich. Seit Längerem suchte ich nach Fundiertem zum Thema Kinder, Entwicklung, Erziehung und Verantwortung im Islam.
Mich würden ebenso, wie im vorherigen Kommentar, die Quellen dazu sehr interessieren, wäre es möglich, mir diese zuzuschicken?
Vielen Dank.
Mit freundlichen Grüßen.