Mein Mäuschen hat gestern ein Mäuschen von mir bekommen.

Inzwischen male ich kleine Bildchen für meine Tochter auf die Zettel, auf denen die Suren stehen, die sie gerade lernt oder wiederholt. Sie freut sich über die einfachen Bildchen und darf Haken in die Kästchen neben ihre Suren machen. Danach darf sie das Zettelchen mit buntem Klebeband in ihr eigenen, knallpinkes Quran-Heft kleben. Eigentlich ein bisschen umständlich für die tägliche Wiederholung und Zeit mit dem Quran.

Warum ich zu solchen Mitteln greife? Weil meine Kleine an manchen Tagen wenig Lust hat, ihre Suren zu wiederholen und weiterzulernen, Subhanallah. Das ist das Auf und Ab des Quran mit Kindern – leichte Phasen wechseln sich mit schweren Phasen ab. Denn unsere Kinder sind kleine Menschen, die große Entwicklungsphasen durchlaufen und die vor allem im Kleinkindalter die Bedeutung des Quran noch nicht vollständig erfassen.

An manchen Tagen wechseln wir uns mit ihrem Quran ab. Sie rezitiert eine Aya und dann ich. Dabei fassen wir uns jeweils mit dem Finger an die Nase, mal sie und mal ich, je nachdem, wer gerade rezitiert. Denn der haptische Reiz hilft der Kleinen, sich zu konzentrieren. An anderen Tagen mache ich Bewegungen zu jeder Aya, welche die Bedeutung der Aya visualisieren, denn unsere Kleinsten denken und verstehen visuell. Dann wieder lasse ich sie die Suren von einem Rezitator anhören, während sie nebenher knetet oder malt. Ich nutze manche Autofahrt fürs gemeinsame Rezitieren, während wir Allahs wundersame Schöpfung am Autofenster an uns vorbeiziehen lassen. An manchen Tagen ist meine Kleine so abwehrend, dass ich ihr die Suren beim Einschlafen vortrage, weil sie nicht selbst rezitieren möchte.

Manche Kinder sind ganz fügsam, was ihren Quran betrifft. Andere Kinder sind mal fügsam und mal störrisch. Alles Lob gebührt Allah, der jedem unserer Kinder eine ganz eigene, ganz besondere Persönlichkeit verliehen hat. Für uns Eltern heißt es aber immer: festhalten und durchhalten! Denn nichts ist so wichtig, wie die Beziehung unserer Kinder zum Quran aufzunehmen, zu knüpfen und ihnen bald in ihre eigenen Hände zu übergeben. Ihre Beziehung zum Wort Allahs, zum wahrhaftigen Buch, zum Licht und zur Rechtleitung. Werdet nicht müde, fleht Allah um Unterstützung und Kraft an, werdet kreativ und tauscht euch aus. Denn jeder Tag mit dem Quran – und seien es ein paar Ayat – ist ein Tag mit Allah (swt) und mit Seinem Wort.

Unsere Kleinsten erfassen die Bedeutung des Quran noch nicht vollständig – weder des Qurans an sich noch der einzelnen Ayat. Denn ihr Abstraktes Denken bildet sich noch aus und vor allem der jenseitige Aspekt übersteigt ihre kleinen Köpfchen noch. Unsere Älteren verstehen, dass sie den Quran als Fürsprecher am Jüngsten Tag brauchen, als Schutzwall vor dem Feuer – möge Allah uns und unsere Kinder davor bewahren. Doch unsere Kleinen brauchen greifbare Bedeutungen.

An einem Abend, nachdem meine Tochter tagsüber wenig Interesse am Rezitieren gezeigt hat, nehme ich sie auf den Schoß, ziehe sie fest an mich und sage ihr: „Warum lernen wir eigentlich den Quran? Warum lesen und rezitieren wir ihn jeden Tag?“ Sie scheint verdutzt über meine Frage. „Damit wir ihn lernen.“, sagt sie. Ihre Antwort spiegelt die Ebene wider, auf der sie begreift – ganz plastisch und realitätsnah. „Das stimmt, du hast Recht. Wir wollen den Quran lernen. Hör mal, was Allah in Sure Al-‘Alaq dazu sagt. Die Sure kannst du ja schon. Allah sagt:

‚Lies im Namen deines Herrn, Der erschaffen hat,

den Menschen erschaffen hat aus einem Anhängsel.

Lies, und dein Herr ist der Edelste,

Der mit dem Schreibrohr gelehrt hat,

den Menschen gelehrt hat, was er nicht wusste.‘

Allah lehrt uns im Quran, was wir nicht wussten, was richtig ist und was falsch ist. Damit wir das Richtige tun und die falschen Dinge sein lassen. Wenn wir den Quran nicht lernen, wissen wir nicht, was richtig und was falsch ist. Dann können wir uns nicht richtig verhalten und machen Fehler. Allah lehrt uns im Quran, dass wir beten und fasten, dass wir gut zu unseren Eltern sind, dass wir die Wahrheit sprechen und den Bedürftigen helfen.

Deshalb lernen wir den Quran und wiederholen ihn jeden Tag.“

Meine Kleine versteht…und doch werde ich sie jeden Tag erinnern und ermahnen müssen und werde Allah (swt) um Durchhaltevermögen bitten, damit meine Kinder zu den Leuten des Quran gehören. Denn der Gesandte Allahs (saw) sprach:

„‘Wahrlich, Allah hat Seine eigenen Leute von den Menschen.‘ Da sagten sie: ‚Oh Gesandter Allahs, wer sind sie?‘ Er (saw) sagte: ‚Sie sind die Leute des Quran, Allahs eigene Leute und Seine Nahestehenden.“ (Sunan Ibn Majah)

Mein Herr, lass mich und meine Familie zu den Leuten des Quran gehören.

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Wenn ihr diese Nacht zum Qiyam aufsteht oder nach euren Pflichtgebeten oder im Sujud Du’a sprecht, dann erwähnt eure Geschwister in Gaza und im Sudan, sie gehen durch schwerste Zeiten. Möge Allah (swt) ihre Toten als Märtyrer annehmen, auf die Hinterbliebenen Sabr herabkommen lassen und sie in diesem und im nächsten Leben auf die Stufen der Rechtschaffenen erheben.