Anas Bin Malik (ra) berichtet: “Als der Prophet ﷺ nach Medina kam, hatten sie zwei Tage, an denen sie spielten (feierten). Da fragte er ﷺ: ‘Was sind diese beiden Tage?’ Sie antworteten: ‘Wir pflegten in der Jahiliya an diesen beiden Tagen zu spielen (feiern).’ Da sagte der Gesandte Allahs ﷺ: ‘Allah hat sie euch mit besseren Tagen ersetzt, dem Tag des Opferns (يوم الأضحى) und dem Tag des Fastenbrechens (يوم الفطر).’” (Sunan Abi Dawud)

Der 10.Tag des heiligen Monats Dhul Hijja wird im prophetischen Hadith als Tag des Opferns (Yaum al-Adha) oder Tag des Nahr (Yaum an-Nahr) bezeichnet. Letzteres nimmt ebenfalls auf das Schlachten der Opfertiere Bezug und bezeichnet den Halsansatz des Tieres, an dem beim Schlachten zum Schnitt angesetzt wird. Neben dem Ritual des Schlachtens, das sowohl von den Pilgern als auch von allen anderen Muslimen vollzogen wird, erinnert die Bezeichnung uns Muslime an das Opfer unserer Propheten Ibrahim und Isma’il (as). Sie waren bereit, für Allah (swt) das Leben Isma’ils zu opfern, bis Allah (swt) ihn mit einem Opfertier auslöste.

Bezeichnungen tragen Bedeutungen. Bedeutungen formen Verständnisse. Wie wir die Dinge verstehen, hat unmittelbaren Einfluss darauf, wie wir fühlen und uns verhalten. Kurzum: Sprache ist Denken! Und damit Grundlage des Verstehens, Fühlen und Handelns.

Wir wir unser Fest bezeichnen, hat unmittelbaren Einfluss darauf, wie unsere Kinder diese Feste verstehen und welche Bedeutung sie für unsere Kinder tragen. Eid al-Adha ist das Fest des Opferns: Weltweit zelebrieren die Muslime die Sunna ihres Propheten Muhammad ﷺ, opfern ihre Schlachttiere und verteilen ein Drittel des Fleisches an die Bedürftigen. Weltweit erinnern sich Muslime zum Opferfest an die bedingungslose Opferbereitschaft ihrer Propheten Ibrahim und Isma’il (as) und nehmen sich daran ein Vorbild.

In den letzten Jahren sind neue Namen für das islamische Opferfest aufgetaucht, darunter “Abrahamsfest”. Teilweise wird ganz bewusst nicht mehr “Adha Mubarak” gewünscht, sondern es ist von “Happy Eid” die Rede, um den Zusatz “al-Adha” zu vermeiden, der auf das Schlachten und Opfern Bezug nimmt. Welche Intention steckt hinter der Umbenennung des Opferfests? Gibt es denn an der Sunna des Propheten Muhammad ﷺ etwas auszusetzen, dass man nicht mehr auf das Opfern Bezug nehmen und die prophetische Bezeichnung vermeiden möchte?

Ist am Schlachten und Verteilen des Opferfleisches an Arme und Bedürftige etwas auszusetzen? Ist an der Opferbereitschaft unserer Propheten Ibrahim und Isma’il (as) etwas auszusetzen, dass man sie aus der Bezeichnung des Eid al-Adha streichen möchte? Die Unsicherheiten vieler Eltern, wie das Fest denn nun heißen soll, sind neu. Sie bestehen nicht etwa deshalb, weil Schlachten und Fleischverzehr der menschlichen Natur oder dem Islam widersprechen. Sie resultieren aus dem zunehmend konfrontativen Auftreten und Werben der Vertreter von Veganismus und Tierschutz, die nicht selten das orientalistische Narrativ eines „blutrünstigen“ Islam bedienen.

Das Schlachten der Muslime zum Opferfest, das gemäß der islamischen Vorgaben erfolgt, stellt keine Grausamkeit gegenüber Tieren dar. Vielmehr verursachen die kapitalistische Fleischindustrie mit ihrer unbarmherzigen Massentierhaltung und der irrationale, maßlose Fleischverzehr der Konsumgesellschaft das heutige Tierleid und verdienen daran. Nichts davon begann mit den muslimischen Schlachtriten zum Opferfest. Die Bezeichnung als “Abrahamsfest” ist angelehnt an das Kozept der “abrahamitischen Religionen”. Es wird unter anderem im interreligiösen Dialog bedient. Es ist darauf ausgelegt, die Gemeinsamkeiten der monotheistischen Religionen zu betonen und hat zum Resultat (und wohl auch zur Intention), die Unterschiede zwischen den Religionen zu verwässern.

Damit unsere Kinder einen selbstbewussten und natürlichen Umgang mit dem Opferfest entwickeln, ist es an uns Eltern, unsere Unsicherheiten abzulegen und voller Überzeugung sowie Selbstverständlichkeit zur Sunna des Gesandten Allahs ﷺ und unseres Vaters Ibrahim (as) zu stehen. Als muslimische Eltern bezeichnen wir unser Fest konsequent als Eid al-Adha (auf Deutsch “Opferfest”). Wir erklären unseren Kindern entwicklungsgerecht die Rituale der Hajj und erzählen ihnen von der Opferbereitschaft ihrer Propheten. Unsere Kinder sind unsere Hinterlassenschaft an die kommenden Generationen. Sie sind die Zukunft der Ummah von Muhammad. Sie werden nach uns die Sunna des Propheten ﷺ aufrecht erhalten – in sha Allah.