‘Ubad Bin Sharhabil, möge Allah mit ihm zufrieden sein, berichtet: „Uns traf ein Jahr der Hungersnot, da ging ich nach Medina und betrat ein umzäuntes Feld von den umzäunten Gärten und Feldern der Stadt. Ich nahm Ähren und rieb sie, dann aß ich davon und sammelte die übrigen Körner in meinem Gewand. Da kam der Besitzer des Feldes und schlug mich und nahm mir mein Gewand. Ich ging zum Propheten ﷺ und berichtete ihm davon. Der Prophet sagte zum Mann: ‚Du hast ihn nicht gespeist, als er hungrig war und ihn nicht gelehrt, als er unwissend war.‘ Der Prophet ﷺ befahl dem Mann, das Gewand zurückzugeben und teilte ihm (‘Ubad) einen Wasaq (arabische Maßeinheit) oder einen halben Wasaq an Essen zu.“ (Sunan Ibn Majah)

Wenn unsere Kinder stehlen, versetzt uns das einen riesigen Schreck. Wir machen uns sofort Sorgen, dass das Stehlen zu einer Gewohnheit unserer Kinder werden könnte und fürchten, dass unsere Kinder zu Gaunern werden, die ihren Unterhalt im Verbotenen verdienen und verzehren. Denn wir wissen um die schwerwiegende Bedeutung des Besitzes im Islam und wir wissen, wie schrecklich Allah ﷻ für Diebstahl bestraft.

Unsere elterliche Sorge ist nachvollziehbar und in gewissem Maße berechtigt. Allerdings dürfen wir Eltern jetzt nicht den Kopf verlieren, vorschnelle Schlüsse ziehen und unüberlegt handeln. Denn unsere Kinder sind noch nicht Mukallafun, noch nicht vor Allah ﷻ verantwortlich. Und dennoch ist es enorm wichtig, es nicht zur Gewohnheit werden zu lassen, dass unsere Kinder sich nehmen, was ihnen nicht gehört.

Forscht nach den Gründen

Der Umgang unseres Propheten Muhammad ﷺ mit dem Verhalten seines Gefährten ‘Ubad legt ein grundlegendes Prinzip der islamischen Kindererziehung offen, das bei jedem regelwidrigen Verhalten unserer Kinder Anwendung findet. Nämlich das Prinzip, dass wir Erzieher, wir Eltern, nach den Beweggründen für das Verhalten unserer Kinder forschen und uns bemühen, ihre Beweggründe zu verstehen. Denn wir wollen nicht oberflächlich am Verhalten unserer Kinder werkeln. Wir wollen die Verständnisse und die Prinzipien des Islam so tief in unseren Kleinen verankern, dass sie zu ihren eigenen Verständnissen, Prinzipien und Maßstäben werden. Zu Selbstläufern, die unsere Kinder aus Überzeugung und mit Tatkraft eigenständig umsetzen. Dafür müssen wir verstehen, warum unsere Kinder sich regelwidrig verhalten.

Es kann sein, dass Unwissenheit der Grund für ein kindliches Fehlverhalten ist.

Es kann sein, dass unsere Kinder ein Fehlverständnis aufgeschnappt und in ihrem Fehlverhalten umgesetzt haben.

Es kann sein, dass unsere Kinder aus Unbedachtheit einen kurzen Impuls unkontrolliert ausgelebt haben.

Es kann sein, dass wir Eltern unbemerkt ein falsches Vorbild gesetzt haben.

Es kann sein, dass ein ungestilltes Bedürfnis unsere Kinder zu ihrem Fehlverhalten treibt.

Es kann sein, dass es äußere Einflüsse auf unsere Kinder gibt, von Mitschülern oder Freunden, die sie zum Fehlverhalten motivieren.

Verschiedene Gründe brauchen verschiedene Lösungen

Der Gesandte Allahs ﷺ sagte: „Für jede Erkrankung gibt es ein Heilmittel.“ (Sahih Muslim)

Es ist wichtig, dass wir das Fehlverhalten unserer Kinder mit den richtigen Mitteln korrigieren. Damit unsere Maßnahmen die erwünschte Wirkung erzeugen und damit wir das Problem nicht gar vertiefen. Muslimische Eltern forschen nach den Gründen für das Fehlverhalten ihrer Kinder, um das Problem zu verstehen und es grundlegend und langfristig an der Wurzel zu beseitigen.

Das Verhalten des Prophetengefährten ‘Ubad, möge Allah mit ihm zufrieden sein, kam aus einer Mischung von Unwissenheit, Not und plagendem Hunger zustande. Rasulullah ﷺ erkannte diese Ursachen und beseitigte sie, um ‘Ubad zu helfen, sich fortan nichts mehr aus den Feldern anderer zu nehmen. Auch wir Eltern säen in unseren Kindern durch unser Vorbild und in Gesprächen die korrekten Verständnisse des Islam und beseitigen reale Störfaktoren, damit unsere Kinder sich gottgefällig Verhalten können. Wir werden außerdem nicht müde, unsere Kleinen immer wieder zu erinnern und zu ermahnen.

Das Verständnis des Besitzes

Zunächst einmal müssen unsere Kinder lernen, dass der Besitz im Islam geschützt ist. Dass die Menschen auf erlaubten Wegen – durch Arbeit, Kauf, Tausch, Schenkung oder Erbe – Besitz an Gegenständen erlangen können. Dass Allah ﷻ den Besitz der Menschen im Islam schützt und dass niemand sich ungefragt am Besitz der anderen vergreifen darf.

Gib deinem Kind entwicklungsgerechte Beispiele für das grundlegende Verständnis des Besitzes:

„Unser Haus hat eine Tür und ein Schloss. Den Schlüssel besitzen wir. Niemand darf ungefragt unser Haus betreten, denn es gehört uns und ist geschützt.“

„Das Einkaufsgeld trage ich in meinem Portemonnaie. Papa hat es auf der Arbeit verdient und mir zum Einkaufen gegeben. Niemand darf das Geld aus meiner Geldbörse nehmen, ohne mich um Erlaubnis zu bitten. Für das Geld kann ich Dinge kaufen, die dann uns gehören.“

„Das Fahrrad haben wir dir zum Eid geschenkt, es gehört jetzt dir. Deine Freunde dürfen gern damit fahren, wenn sie dich um Erlaubnis bitten.“

Nimm dein Kind zum Einkaufen mit und lass es an der Kasse bezahlen. Lass dein Kind seinen Geschwistern oder Freunden Geschenke übergeben. Legt eine Spardose für das Taschengeld deines Kindes an. In all diesen alltäglichen Handlungen verkörpert sich das Verständnis des Besitzes und wird für dein Kind real und fassbar. Lehre dein Kind die Verse und Ahadith, welche die Unantastbarkeit des Besitzes im Islam enthalten:

„Und verzehrt nicht euren Besitz untereinander auf nichtige Weise.“ (Sure Al-Baqara, Vers 188)

Rasulullah ﷺ sagte: „Für jeden Muslim ist des anderen Muslims Blut, Besitz und Würde verboten.“ (Sahih Muslim)

As-Sadiq Al-Amin

Erzähl deinem Kind, dass unser Prophet Muhammad ﷺ schon in der vorislamischen Zeit unter den Leuten als „As-Sadiq Al-Amin“, der Ehrliche und Vertrauenswürdige, bekannt war. Denn er ﷺ verwahrte die Amanat (Treuhände) der Leute gewissenhaft und gab sie ohne jegliche Kürzung zurück. Diese hervorstechenden Eigenschaften unseres geliebten Propheten sind eine wunderbare Vorlage für unsere Kinder, selbst nach Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Vertrauenswürdigkeit im Umgang mit dem Besitz anderer zu streben.

Erzählt euren Kindern davon, dass unser Prophet ﷺ so aufrichtig und ehrlich war, dass selbst die Feinde des Islam ihren Besitz bei ihm verwahrten. Erzählt ihnen davon, dass er ﷺ als Händler so vertrauenswürdig war, dass er die Aufmerksamkeit unserer Mutter Khadija, möge Allah mit ihr zufrieden sein, erregte. Sie stelle ihn bei sich ein, ließ ihn ihre Karavanen verwalten und bot ihm die Ehe an. Die Erzählungen findet ihr in der Sira des Propheten ﷺ.

Achtung erzeugt Achtung

Lieber Eltern, bitte achtet den Besitz eurer Kinder. Auch wenn ihr dem Grunde nach berechtigt seid, den Besitz eurer Kinder zu nehmen – lies dazu den Beitrag „Muss mein Kind teilen?“. Eure Kinder können die Achtung fremden Besitzes nur dann wirklich erlernen, wenn sie die Achtung ihres kindlichen Besitzes an eurem Vorbild erfahren.

Fragt eure Kinder, bevor ihr ihre Gegenstände benutzt. Sie erlauben es euch gern und lernen, auch andere zu fragen. Zwingt sie nicht, ihre Spielsachen zu verschenken. So lernen sie, dass ihr Besitz gebrochen werden darf und werden auch den Besitz anderer brechen. Bezieht eure Kinder ein, wenn ihr Spielsachen oder Kleidung aussortiert. So lernen sie, dass Besitz auch enden kann und sie lernen, nicht an ihm zu klammern. Macht euren Kindern Geschenke und erlaubt ihnen, Geschenke und persönliche Gegenstände in ihrem Zimmer oder ihrem Schrank zu verwahren. So lernen sie, auch die Zimmer und Schränke der anderen zu respektieren. Der Gesandte Allahs ﷺ achtete die Rechte von Kindern, bitte lies dazu den Beitrag „Erlaubst du, mein Junge?“.

Wer den Besitz seiner Kinder achtet, lehrt sie Achtung des Besitzes anderer. Wer hingegen willkürlich mit dem Besitz seiner Kinder verfährt, nicht um Erlaubnis bittet, das Besitzempfinden seiner Kinder ignoriert und ihren Besitz gewaltsam bricht, der legitimiert dieses Verhalten im Denken seiner Kinder. Dass unsere Kinder das gleiche Verhalten gegenüber anderen praktizieren, ist dann nur naheliegend.

Beseitigt die Gründe für Fehlverhalten

Muslimische Eltern reflektieren an erster Stelle ihr eigenes Verhalten und überlegen, ob sie das Fehlverhalten ihrer Kinder provoziert haben. In Selbstkritik und Selbstreflexion finden wir im zweiten Kalifen des Islam ein vorzügliches Vorbild, in ‘Umar Ibn Al-Khattab, möge Allah mit ihm zufrieden sein.

Einst ordnete er an, dass nur jenen Kindern eine Zahlung aus dem Schatzhaus des islamischen Staates zugeteilt wird, die bereits abgestillt sind. Da vernahm er eines Abends in der Moschee das bittere Geschrei eines Säuglings. Er forderte die Mutter wiederholt auf, das Baby zu stillen. Sie erwiderte, ohne zu wissen, mit wem sie spricht, dass sie das Baby abstille. Denn ‘Umar lasse nur den abgestillten Kindern eine Zahlung aus dem Schatzhaus. Unseren Kalifen ‘Umar ergriffen tiefe Trauer und ein tiefes Schuldgefühl. Er bat die Frau, ihr Baby zu stillen und versicherte ihr, dass ‘Umar ab sofort jedem Kind die Zahlung zukommen lasse. Im folgenden Fajr-Gebet war die Stimme unseres Kalifen kaum zu verstehen, weil er so bitterlich weinte. Er fragte sich, wie viele Kinder aufgrund seiner Entscheidung wohl viel zu früh abgestillt worden waren. Tatsächlich ließ er verkünden, dass die Mütter ihre Kinder nicht frühzeitig abstillen sollten, denn künftig gebe es die Zahlung für jedes Kind.

In den Sahaba und den rechtgeleiteten Kalifen des Islam finden wir vorzügliche Vorbilder der Selbstreflexion und der Rechenschaftsforderung gegen sich selbst. Denn sie hatten von Rasulullah ﷺ, dem besten aller Erzieher, gelernt, sich für das Verhalten ihrer Herde verantwortlich zu fühlen und zunächst in sich als Führung nach den Gründen für das Fehlverhalten zu suchen. Diese Eigenschaft müssen wir Eltern uns unbedingt aneignen, denn unsere Kinder sind unsere Herde.

Einmal tief durchatmen!

Wenn es einmal dazu kommt, dass euer Kind den Besitz eines anderen bricht, dann atmet tief durch und stellt euch zunächst folgende Fragen:

Bekommt mein Kind genug zu essen, wird es satt? Schicke ich es manchmal vielleicht ungewollt oder unbemerkt hungrig ins Bett?

Gebe ich meinem Kind die Möglichkeit, seinen Aneignungsinstinkt auf erlaubte Weise zu befriedigen?

Hat mein Kind die Möglichkeit, in einem vernünftigen und den Finanzen der Familie entsprechenden Rahmen Dinge für sich zu kaufen?

Bekommt mein Kind ein entwicklungsgerechtes und vernünftiges Taschengeld?

Gebe ich meinem Kind die praktische Möglichkeit, sich etwas zu kaufen, in dem ich es zum Einkaufen mitnehme oder in die gewünschten Geschäfte begleite?

Hat mein Kind viel Kontakt zu Kindern aus wohlhabenderen Familien, die sich viel mehr kaufen und leisten, als mein Kind das kann?

Gebe ich meinem Kind die Möglichkeit, auf gewünschte Anschaffungen hinzusparen oder durch kleine Hilfstätigkeiten Geld zu verdienen?

Bin ich übermäßig streng mit meinem Kind und schlage fast jeden seiner Wünsche aus, auch wenn die Umsetzung eigentlich möglich ist?

Achte ich den Besitz meines Kindes und aller Familienmitglieder?

Es ist unsere elterliche Verantwortung, Gründe und Anreize für falsches Verhalten zu beseitigen. Denn wir erziehen zweigleisig: Einerseits lehren wir unsere Kinder den islamischen Maßstab, wir investieren in ihre Taqwa und Selbstkontrolle. Andererseits verschließen wir vor dem Shaytan alle möglichen Tore, um nicht unnötig Fehlverhalten zu provozieren. Wir erleichtern unseren Kinder die Umsetzung der islamischen Maßgaben wo es nur geht, denn das ist die Essenz von Taqwa – Vorsichtsmaßnahmen und Gewohnheiten zu schaffen, die vor der Sünde schützen.

Führt ein ruhiges Gespräch und korrigiert

Diese und weitere Fragen können bereits den Grund für das kindliche Fehlverhalten offenlegen. Lasst eurer Selbstreflexion ein ruhiges, besonnenes Gespräch mit eurem Kind folgen. Zeigt eurem Kind sein Fehlverhalten leicht verständlich auf, sodass es nachvollziehen kann, wo es fremden Besitz gebrochen hat. Gebt eurem Kind die Möglichkeit, die Beweggründe für sein Verhalten darzulegen. Die kindlichen Ausführungen geben euch viel Aufschluss über die Wurzel des Problems und können manchmal sogar ein Missverständnis offenlegen. Wiederholt gemeinsam die obigen Verse und Ahadith zum Schutz des Besitzes im Islam. Macht eurem Kind deutlich, dass sein Verhalten falsch war. Zeigt eurem Kind euer Bedauern und eure Enttäuschung, dies ist ein wichtiges erzieherisches Mittel.

Regt das Denken eures Kindes an: „Was würde passieren, wenn alle Menschen sich am Besitz der anderen vergreifen? Wie würde das Zusammenleben aussehen?“ Lasst zunächst euer Kind Überlegungen anstellen und darlegen, welche Nachteile solches Verhalten für das menschliche Miteinander hat. Regt auch die Empathie eures Kindes an: „Wie würdest du dich fühlen, wenn jemand deine Sachen nimmt, ohne dich zu fragen?“ Droht euren Kindern keinesfalls mit der Körperstrafe für Diebstahl, mit dem Abschlagen der Hand. Diese Körperstrafe hat im islamischen Recht sehr diffizile und genaue Voraussetzungen und findet auf Kinder überhaupt niemals Anwendung. Wer mit Strafen droht, die Allah ﷻ gar nicht vorgesehen hat, kann bei seinem Kind Widerwillen gegen den Islam an sich zu erzeugen, möge Allah bewahren.

Überlegt mit eurem Kind, wie der Fehler behoben werden kann. Bietet eure Unterstützung dabei an, den Gegenstand zurückzugeben und sich für das Fehlverhalten zu entschuldigen. Das wird eurem Kind sehr unangenehm sein, doch durch diese wichtige Lektion muss es durch. Seid darin eine echte Unterstützung für euer Kind. Es soll lernen und nicht in seiner Persönlichkeit gebrochen werden! Bittet beim Inhaber des Rechts um Verständnis für euer Kind. Zeigt auf, dass es bereut und bietet Wiedergutmachung an. Gebt eurem Kind in den folgenden Tagen die Möglichkeit, durch viele gute Taten seine Schuld zu beseitigen. Denn wir leben nach dem Prinzip, dass die guten Taten die schlechten Taten tilgen:

„Die guten Taten lassen die bösen Taten vergehen.“ (Sure Hud, Vers 114)

Das Problem mit dem Kapitalismus

Wir leben in einer Welt, die schrecklich kapitalistisch ist. Eine Welt, in der Besitz mehr zählt als Charakter und gute Taten. Einen Großteil unserer Energie müssen wir dafür aufwenden, diesem ständigen Einfluss auf unsere Kinder entgegenzuwirken. Denn sie werden laufend und überall mit Kaufimpulsen und kapitalistischen Vorbildern bombardiert.

Schenkt euren Kindern unbedingt echten Selbstwert. Lasst sie ganz tief verinnerlichen, dass der Gottesfürchtigste bei Allah ﷻ der Edelste ist. Dass der Erhabene nicht auf unser Aussehen und unseren Besitz schaut, sondern auf unsere Herzen und unsere Taten. Dass wir Hab und Gut nicht ins Jenseits mitnehmen, nicht einmal mit ins Grab. Die Verse und Ahadith sind zahlreich und sehr anschaulich. Lernt sie und bringt sie euren Kindern bei. Erzählt euren Kindern von der Bescheidenheit der Propheten Allahs und davon, dass einige große Sahaba ziemlich arm waren oder durch ihre Annahme des Islam arm wurden, darunter Abu Hurayra und Mus’ab Ibn ‘Umair, möge Allah mit ihnen zufrieden sein.

Liebe Eltern, nur unsere ehrlichen Überzeugungen können zu den Überzeugungen unserer Kinder werden. Unsere Kleinen haben einen ausgesprochen guten Riecher für elterliches Schauspiel. Legt ihr viel Wert auf Markenkleidung? Darauf, was ihr besitzt? Bemesst ihr andere an ihrem Vermögen? Habt großen Respekt vor Wohlhabenden, ungestört ihres Charakters und Verhaltens? Beeindrucken euch die Besitztümer der Reichen? Scrollt ihr gern durch ihre protzerischen Feeds in den sozialen Medien? Sucht ihr den Kontakt zu Wohlhabenden? Wollt selbst unbedingt zur kapitalistischen Oberschicht gehören? Dann könnt ihr euch noch so darum bemühen, in euren Kindern echten Selbstwert zu verankern. Sie werden letztendlich eurem Verhältnis zu Vermögen und Besitz folgen. Sie werden danach streben, so zu werden wie jene, die ihren Eltern gefallen. Im Kapitalismus bedeutet das leider regelmäßig, gegen Allahs Gebote bei der Aneignung von Besitz zu verstoßen.

Prävention ist die beste Medizin

Der Islam verbietet uns Dinge oder Verhalten, das für uns selbst und das menschliche Miteinander schädlich ist. Im Islam steht das Verbot aber immer am Ende einer Kette aus Überzeugungen, inneren Einstellungen und Selbstkontrolle. In einer islamischen Gesellschaft würde es außerdem eine soziale und staatliche Kontrolle geben, um die islamischen Vorgaben abzusichern. So ist es auch mit dem Verbot des Diebstahls. Es wird von Überzeugungen und innerer Einstellung getragen. Für unsere Kinder besonders greifbar und wirkungsvoll ist das islamische Verständnis des Rizq, der göttlichen Versorgung. Wer der felsenfesten Überzeugung ist, dass Allah ﷻ ihn aus den Himmeln versorgt, dass seine Versorgung festgelegt ist und ihm von niemandem genommen werden kann, der ist viel weniger geneigt, sich am Besitz anderer zu vergreifen. Lernt mit euren Kindern Allahs schönen Namen „Ar-Razaq“. Zeigt ihnen auf, dass der Rizq schon im Mutterbauch festgelegt wird und dass niemand uns nehmen kann, was Allah uns zugeteilt hat. Denn Rasulullah ﷺ sprach:

„Allah, der Erhabene, hat für die Gebärmutter einen Engel beauftragt. Der Engel sagt: ‚Mein Herr, ein Tropfen? Mein Herr, ein Anhängsel? Mein Herr, ein Klümpchen?‘ Wenn Allah die Vervollkommnung seiner Schöpfung will, fragt der Engel: ‚Männlich oder weiblich? Elendig oder glücklich? Wie sind die Versorgung und die Lebenszeit?‘ Das wird im Mutterbauch niedergeschrieben.“ (Sahih Al-Bukhari)

„Ihr Menschen, fürchtet Allah und wahrt das Maß beim Streben nach der Versorgung. Niemand wird sterben, bevor ihn seine Versorgung erreicht, auch wenn es ihm langsam vorkommt. So fürchtet Allah und wahrt das Maß beim Streben nach der Versorgung und nehmt, was erlaubt ist, und lasst, was verboten ist.“ (Sunan Ibn Majah)

Wie immer ist Elternerziehung die beste Kindererziehung. Ein Elternhaus, das echte Werte und Tugenden liebt, bringt Kinder mit echten Werten und Tugenden hervor. Ein Elternhaus, das vor verbotenem Besitz zurückschreckt, schützt die Kleinen zusätzlich vor der Versuchung des verbotenen Besitzes, in sha Allah.

Möge Allah ﷻ unseren Besitz von allem Verbotenen bereinigen und uns und unsere Kinder davor bewahren, je den Besitz anderer unrechtmäßig zu verzehren. Denn darin ist nichts als Feuer.