Als Iblis offenen Kufur beging, indem er sich Allahs (swt) unmittelbarem Befehl widersetzte, sich vor Adam (as) niederzuwerfen…da fragte Allah (swt) ihn nach seinen Beweggründen und ließ zu, dass Iblis sich erklärt: 

“Da warfen sich die Engel alle zusammen nieder, außer Iblis; er weigerte sich, mit denen zu sein, die sich niederwerfen. Er (Allah) sagte: “O lblis, was ist mit dir, dass du nicht mit denen bist, die sich niederwerfen?” Er sagte: “Ich kann mich unmöglich vor einem menschlichen Wesen niederwerfen, das Du aus trockenem Ton, aus fauligem schwarzen Schlamm erschaffen hast.” (Sure Al-Hijr, Verse 30-33)

Allah, der Allwissende, kannte Shaytans Beweggründe, noch bevor dieser sie äußerte. Der Erhabene wusste, was Iblis sagen würde. Trotzdem gab Er Iblis die Möglichkeit, sich zu äußern. Als Lehre für die Menschen und Djinn. Erhaben ist Allah in Seiner unendlichen Weisheit. Welchen Grund gibt es also, unsere Kinder nicht anzuhören, wenn sie uns ungehorsam sind oder einen Fehler begehen?

Unsere Kinder sind denkende Wesen, sie besitzen Verstand und menschliche Würde. Ihr Verstand und ihre Würde sind zu achten und zu bewahren, selbst wenn sie uns ungehorsam sind. Das Kind hat das Recht, seine Beweggründe für sein Verhalten vorzutragen. So wie auch ein Angeklagter seine Gründe vor einem Richter vorbringen darf. So wie selbst Iblis seinen Beweggrund für seinen Kufur vortragen durfte.

Wenn Kinder ihre Beweggründe vortragen dürfen…

…lernen sie ihr eigenes Verhalten zu reflektieren. Das ist die Vorstufe und Grundlage der Erkenntnis des eigenen Fehlers.

…lernen sie, ihre Gefühle und Ideen zu verbalisieren.

…werden sie an den Grundsatz herangeführt, dass der Mensch Gründe für sein Verhalten haben muss und dieses Verhalten Konsequenzen hat. Das bildet die Vorstufe und Grundlage von Verantwortungsbewusstsein.

…fühlen sie sich gehört, ernst genommen und gerecht behandelt. Sie lernen, dass sie geachtete Familienmitglieder sind. Dies ist die Voraussetzung, um auch den Verstand und die Würde anderer zu achten.

…vertrauen sie ihren Eltern. Das ist die Voraussetzung für eine enge Bindung und eine lebenslange Gefährtenschaft zwischen Eltern und Kindern.

…geben auch anderen das Recht, sich zu äußern.

Eltern, die ihre Kinder anhören…

…können wertvolle Erkenntnisse über die kognitive Entwicklung und den emotionalen Zustand ihrer Kinder gewinnen.

…wissen, wo es erzieherischen Nachholbedarf gibt. Dort können sie intellektuell ansetzen, indem sie kindliche Fehlverständnisse korrigieren. Außerdem können sie emotional ansetzen und so Störfaktoren in der Eltern-Kind-Beziehung beseitigen.

…üben ihre Barmherzigkeit und ihre Nachsicht. Das sind wichtige Eigenschaften des Muslims, vor allem im Umgang mit Kindern.

…erinnern sich daran, dass sie selbst Fehler haben. Dass auch ihre Beweggründe nicht immer richtig sind. Das steigert die eigene Taqwa und beugt Hochmut vor.