Wie können wir unsere Kinder motivieren, sich gottgefällig zu verhalten, ohne ihnen mit Allahs Zorn, Seiner Strafe oder dem Höllenfeuer zu drohen?

Das funktioniert, wenn wir unseren Kindern einen Hasanat-Motor schenken! Der Hasanat-Motor unserer Kinder besteht aus ihrem islamischen Handlungsmaßstab, wird von ihrer Hoffnung auf das Paradies angetrieben und mit dem Konzept der Schreiberengel gewartet.

Der Handlungsmaßstab

Der Islam ist keine Theorie, sondern liefert dem Menschen praktische Anleitung für ein zufriedenes Leben und wie er seinen Lebenssinn in die Tat umsetzt. Der Islam hat einen Handlungsmaßstab. Der Handlungsmaßstab im Islam ist das Wohlgefallen Allahs. Wir tun die Dinge, die Allah uns erlaubt hat und halten uns von allem fern, was uns verboten ist. Denn wir streben an erster Stelle danach, dass Allah ﷻ mit uns zufrieden ist. Eltern verkörpern den islamischen Handlungs-maßstab in ihrem Verhalten. Indem sie nach Allahs Wohlgefallen streben, die Gebote erfüllen, die Verbote unterlassen und ihren Kindern mit schönstem islamischem Beispiel, mit Ihsan, vorausgehen.

Wird der islamische Handlungsmaßstab durch das Vorbild der Eltern hinreichend etabliert, übernehmen ihn die Kinder und er wird richtungsweisend für das kindliche Verhalten. Der islamische Handlungsmaßstab wird zum Hasanat-Motor unserer Kinder. Zusätzlich zum Hasanat-Motor motivieren wir unsere Kinder im Alltag explizit, durch gottgefälliges Verhalten Hasanat zu sammeln. Jedoch üben wir dabei keinen Zwang aus, denn der Ihsan (das Streben nach der schönsten und höchsten islamischen Verhaltensweise) ist für Allah, nicht für die Eltern. Wir setzen unseren Kindern alltägliche Impulse für Hasanat und in sha Allah werden sie sich um die Chance reißen, Allahs Wohlgefallen zu erlangen:

“Wer will Hasanat sammeln? Die Mülltüten müssen rausgetragen werden.”

“Wer will die Familie mit mir bekochen und dafür Hasanat bekommen? Ich brauche jemanden, der den Salat schnibbelt und jemanden, der die Kartoffeln schält.”

“Heute gibt es die Chance auf Hasanat! Wer hilft der Kleinen bei ihrer Matheaufgabe?”

“Achtung, ihr habt die Möglichkeit, Hasanat zu sammeln! Wer geht mit Papa einkaufen und trägt ihm die Tüten?”

“Hasanat-Alarm! Wer mag mit Oma telefonieren, um ihr eine Freude zu machen?”

Die Aussicht aufs Paradies

Der Quran knüpft an gottgefälliges Verhalten immer und immer wieder, in hunderten von Versen, die Aussicht auf die jenseitige Belohnung im Paradies. Wer sein Kind zu gottgefälligem Verhalten erziehen will, ohne ihm jenseitige Belohnung in Aussicht zu stellen, verkennt die mensch-liche Natur und kann damit keinen Erfolg haben. Der Mensch braucht die Aussicht auf das ewige Glück, braucht das Motiv des Paradieses. Dies ist Teil seiner menschlichen Natur und eine Notwendigkeit für rechtschaffenes Verhalten.

“Mein Kind soll sich aber aus Überzeugung richtig verhalten, nicht weil es einfach nur ins Paradies will.”

Solche bedauerlichen und gegenüber der menschlichen Natur ignoranten Aussagen hört man von Eltern, die sich von der westlichen Moralphilosophie haben vereinnahmen lassen. Dies widerspricht der koranischen Erziehung des Menschen.

Als Muslime erziehen wir Kinder, die aus Überzeugung und aus der Hoffnung aufs Paradies handeln, beides gehört im Islam untrennbar zusammen. Demgemäß schildern wir unseren Kindern das Paradies immer und immer wieder in den leuchtendsten Farben, so wie es im Quran und in der Sunna beschrieben wird:

“Im Paradies trägst du wunderschöne Kleider. Sie glänzen und glitzern und sind dabei ganz angenehm und bequem. Du wirst Armreifen aus Silber tragen, besetzt mit leuchtenden Perlen. Dort wohnen wir in Palästen aus Gold, Silber und Juwelen. Wir essen süße Trauben und trinken leckere Säfte. Wir grüßen einander mit dem Salam, besuchen uns und sind glücklich!”

Das Konzept der Schreiberengel

Die Schreiberengel schreiben all unsere Taten in unserem Tatenbuch nieder, die guten und die schlechten Taten, ohne etwas auszulassen. Sie sind unsere steten Begleiter und die Engel, denen wir zum Abschluss des Gebets unseren Salam aussprechen. Der Engel zu unserer Linken schreibt unsere schlechten Taten nieder, während der Engel zu unserer Rechten unsere guten Taten aufschreibt. So vervollständigen sie zu unseren Lebzeiten das Buch unserer Taten, das am jüngsten Tag Allah ﷻ vorgelegt wird; siehe Sure Az-Zuchruf, Vers 80; Sure Qaf, Verse 17 und 18; Sure Al-Infitar, Verse 10-12. Das Konzept der Schreiberengel ist für unsere Kinder wunderbar anschaulich und etabliert in ihnen das islamische Verständnis der Überwachung, das sich ebenfalls in Allahs Namen “Al-Basir, der Allsehende” und “Ar-Raqib, der Wachsame” verwirklicht.

Aus dem Konzept der Schreiberengel erzeugen wir für unsere Kinder ein mächtiges Motiv: “Wir wollen Allah am jüngsten Tag ein wunderbares Tatenbuch vorlegen. Ein Buch, das voll ist mit guten Taten, auf vielen tausend Seiten. Und nur ganz wenig Seiten mit schlechten Taten, denn schließlich machen wir alle Fehler. Wie schön wird es sein, Allah ein dickes Tatenbuch vorzulegen, voller Hasanat, in sha Allah!”

Das Konzept der Schreiberengel eignet sich auch deshalb so hervorragend, weil es sich auf die Taten des Kindes fokussiert. Schlechte Taten werden dabei vom Kind abstrahiert, was für den kindlichen Selbstwert enorm wichtig ist. Nicht das Kind wird als “schlecht” niedergeschrieben und damit abgewertet. Ausschließ-lich die Tat wird als schlechte Tat verzeichnet. Das Motiv der Schreiberengel ist damit nicht nur mächtig und motivierend, sondern lässt auch Raum für Verbesserung und Reue.

Islamischer Handlungsmaßstab + Aussicht aufs Paradies + Konzept der Schreiberengel = kleine Hasanat-Jäger

Alhamdulillah für den Deen des Islam, der unsere innersten Bedürfnisse regelt, uns und unseren Kindern den richtigen Handlungsmaßstab verleiht, uns die Hoffnung auf eine Ewigkeit in Glückseligkeit gewährt sowie uns und unseren Kindern die nötige Überwachung schenkt.