Die magischen Düfte verschiedenster Gewürze schwebten über den Bazar. Wie Honig schob sich die zähe Welle der Besucher nur gemächlich über den Markt, begleitet vom Summen und Surren der Rufe, aufgeregten Verkaufsgespräche und des Kindergeschreis. Im Gewimmel des Bazars hatte ein Pärchen meinen beobachtenden Blick auf sich gezogen. Die junge Frau trug einen leuchtend pinken Kaftan, doch ihre Kleidung wirkte vom vielen Tragen müde. An ihrer linken Hand führte sie einen jungen Mann, der gleich alt oder wenige Jahre jünger schien. Für den Beobachter musste es sich um ihren Bruder handeln, denn ihre Körpersprache drückte geschwisterliche Fürsorge aus. Die Haare des Bruders waren ein wenig zerzaust und seine ohnehin bescheidene Kleidung vom wilden Marktgeschehen staubig. Vorsichtig ließ er sich von seiner Schwester durch das Getümmel führen, denn seine ziellosen Augen und seine vorsichtigen Schritte ließen erkennen, dass er blind war. 

Plötzlich begann die Masse der Marktbesucher auseinander zu treiben. Als hätte Musa (‘alayhi as-Salam) mit seinem Stab die Menschenmasse gespalten, bildete sich eine Gasse im bunten Gewimmel. Tatsächlich rannte ein Mann eiligen Schrittes durch die Fluten des Marktes und schlug dabei eine Schneise durch den Bazar. Er schien dem Geschwisterpaar hinterher zu rennen, das in der Spalte der wimmelnden Masse wieder zu Tage getreten war. Was wollte er von den beiden? Hatten sie auf ihrem Weg etwas verloren? War es ein alter Bekannter, der Bruder und Schwester von weitem erkannt hatte und schleunigst begrüßen wollte, bevor sie wieder im Marktgeschehen verschwanden? Dafür waren seine Schritte allerdings zu eilig, zu bestimmend. Sollte es sich etwa um einen bestohlenen Standbesitzer handeln, der den Übeltätern hinterher preschte, um sich sein rechtes Eigentum zurück zu holen? Wer außer eines Bestohlenen sollte auf dem Bazar rennen, als sei er vom Blitz getrieben? 

Als der rennende Fremde das Geschwisterpaar eingeholt hatte, ging er langsam neben ihnen her und nahm die Hand des überraschten blinden Bruders. Wer griff nach seiner Hand und warum? Der Fremde hielt die Hand des blinden Bruders in seiner Linken und öffnete sanft dessen Finger. Er legte Geld auf die Handfläche des Blinden und schloss dessen Finger wieder so sanft, wie er sie geöffnet hatte. Der Blinde ertastete sofort die Wohltat und wollte sich bedanken. Auch die Schwester war von der überraschenden Gabe ergriffen. Doch noch bevor Bruder oder Schwester zum Dank ansetzen konnte, hatte der Fremde sich schon wieder in die Unbekanntheit der Menschenmasse geflüchtet.

Der Gesandte Allah’s (saw) sprach:

„Die Spende (al-Sadaqa) löscht die Sünden, wie das Wasser das Feuer löscht.“ (At-Tirmidhi)