Die gute Behandlung der Eltern ist im Islam ein wichtiger Gottesdienst. Sie folgt im Quran direkt dem Iman an Allah und Seiner alleinigen Anbetung:

“Dient keinem außer Allah und tut den Eltern Gutes …” (Sure Al-Baqara, Vers 83)

“Und dient Allah und gesellt Ihm nichts bei. Und zu den Eltern sollt ihr gütig sein…” (Sure An-Nisa, Vers 36)

“Sag: Kommt her! Ich will euch verlesen, was euer Herr euch verboten hat: Ihr sollt Ihm nichts beigesellen und zu den Eltern gütig sein…” (Sure Al-An’am, Vers 151)

In der islamischen Kindererziehung bringen wir unseren Kindern ihre Gottesdienste frühzeitig und geduldig bei. Wir lehren unsere Kinder das Gebet, wir lehren sie die Regeln des Fastens, wir lehren sie den Quran zu lesen und zu verstehen. Damit bereiten wir unsere Kinder auf ihre eigene Verantwortlichkeit vor Allah ﷻ vor. Uns gut zu behandeln ist ebenfalls ein Gottesdienst, den wir unseren Kindern beibringen und mit ihnen üben.

“Ich soll einfordern, dass die Kinder lieb zu mir sind? Dass sie auf mich hören, mir helfen und mir Gutes tun? Sowas kann man doch nicht einfordern, das muss schon von ihnen selbst kommen.”

Hoffen wir nur, dass unsere Kinder zu Allah ﷻ finden? Oder stellen wir im Alltag immer wieder Bezüge für sie zu ihrem Schöpfer her? Hoffen wir nur, dass sie irgendwann selbst auf den Gedanken kommen, dass der Prophet Muhammad ﷺ ihr Vorbild ist, oder erzählen wir ihnen viel und ausgiebig von ihm? Erwarten wir, dass unsere Kinder allein das Gebet erlernen? Dass sie ohne unser Vorbild, unsere Hilfe, unsere Anleitung und Ermahnung regelmäßig beten? Es gehört zu unseren erzieherischen Aufgaben, unseren Kindern beizubringen und zu helfen, uns gut zu behandeln. Unsere Kinder haben ein Anrecht darauf.

Hier kommen 7 Praxistipps, wie das geht!

#1 Wer gut behandelt, wird gut behandelt!

Unsere Kinder reflektieren in ihrem Verhalten unser Verhalten. Wer seinem Kind mit Liebe, Respekt, Achtung und Freundlichkeit begegnet, bekommt diese schönen Umgangsformen von seinem Kinder zurück. Denn unsere Umgangsformen werden zum Maßstab des kindlichen Handelns.

#2 Du bist das beste Vorbild!

Zeig deinen Kindern, wie gute Behandlung der Eltern aussieht. Lebe ihnen die gütige Behandlung deiner eigenen Eltern vor und binde sie aktiv ein!

“Schau mal, diese schönen Orangen! Oma liebt Orangen. Ich kaufe ein Kilo für sie und wir bringen es ihr vorbei.”

“Lass uns Opa anrufen, darüber freut er sich. Du kannst ihm von deinem neuen Buch erzählen.”

“Oma hat heute einen Arzttermin, deshalb kann ich dich nicht zu deiner Freundin fahren. Du kannst stattdessen Oma und mich begleiten.”

Erklär deinen Kindern, dass Oma und Opa emotionale Zuwendung brauchen, weil sie alt und bedürftig sind. Zeig deinem Kind, dass du dieses Bedürfnis deiner Eltern gern erfüllst.

#3 Hilf deinem Kind…

…deinem Ehepartner Freude zu bereiten, höflich zu ihm zu sein, ihm Geschenke zu machen und auf ihn zu hören. Du kannst es motivieren, Mama/Papa ein Bild zu malen. Kauft gemeinsam ein Geschenk für Mama/Papa und verpackt es schön. Erwähn dabei stets die Quranverse zur guten Behandlung der Eltern. Ermahn dein Kind, wenn es Mama/Papa gegenüber frech wird. Hilf ihm, sich dafür zu entschuldigen. Dein Kind wird dieses Verhalten auch auf dich ausweiten. Denn es lernt, dass die gütige Behandlung den Eltern gebührt.

#4 Zeig Freude und Dankbarkeit!

Wenn dein Kind dir gegenüber höflich ist, dir z.B. die Tür aufhält, dir im Haushalt hilft, etwas Nettes zu dir sagt oder dich streichelt, dann zeig und kommunizier deine Freude und Dankbarkeit deutlich! Deine Freude und Dankbarkeit werden zum Ansporn deines Kindes, dich gut zu behandeln. Ehre auch die Geschenke, die dein Kind dir macht! Stell sie gut sichtbar im Wohnzimmer auf, hänge die selbstgemalten Bilder eine Zeit lang auf und verwahre sie danach in einem Ordner. Diese Wertschätzung bedeutet deinem Kind viel. So entsteht eine Atmosphäre der Liebe, Achtung und Wertschätzung zwischen euch.

#5 Setz deine Grenzen!

Wenn unsere Kinder es an Respekt mangeln lassen, zeigen wir deutlich, dass wir traurig und verletzt sind. Bei einer guten Beziehung ist dies für unsere Kinder bereits die schwerste Konsequenz. Gleichzeitig fordern wir die gute Behandlung mit Verweis auf den Quran ein und lassen Ermahnung sowie Konse-quenzen folgen, wenn unsere Kinder unsere Aufforderungen wiederholt ignorieren, wenn sie frech werden oder mit erhobener Stimme zu uns sprechen, wenn sie Türen knallen oder sogar ausfallend werden.

Respektloses Verhalten zu ignorieren, ist nicht richtig. Denn so erlauben wir unseren Kindern ein Verhalten, das im Islam verboten ist. Unsere Untätigkeit kann eine schlechte Gewohnheit des Kindes begründen. Nimmt unser Kind diese Gewohnheit bis zur Geschlechtsreife mit, macht es sich sündhaft. Achte unbedingt darauf, deinem Kind in der Familie genug Raum für eigene Entscheidungen, eigene Überlegungen, für Fehler, Erfahrungen und offene Kommunikation zu geben. So hat es weniger Anlass für Widerwillen gegen dich.

#6 Deine Akhlaq

Menschen mit schönem Benehmen und schönen Charaktereigenschaften werden allseits geliebt und respektiert. Je schöner dein Charakter ist, desto leichter fällt es deinem Kind, dich gut zu behandeln. Bist du ungeduldig, aufbrausend, sprichst schlecht über andere, nörgelst viel, bist verschwenderisch und oberflächlich?

Oder bist du geduldig und nachsichtig mit deinen Mitmenschen, sprichst freundlich zu ihnen und über sie? Zeigst im Alltag Sabr, Genügsamkeit und gibst deinem Kind echte Inhalte? Deine guten Akhlaq gewinnen dir unweigerlich den Respekt deines Kindes.

Zu guter Letzt: Erzähl deinen Kindern von den Propheten und ihrem schönen Verhältnis zu ihren Eltern. Erzähl von ‘Isa und Maryam, von Isma’il und Ibrahim, von Yusuf und Ya’qub, Allahs Segen und Frieden auf ihnen.