„Warum kann ich Allah nicht sehen?“

„Du stellst aber auch kluge Fragen! Zunächst musst du wissen, dass niemand Allah (swt) in dieser Welt sieht. Weder du, noch ich, noch sonst jemand. Doch ich merke schon, dass du große Sehnsucht nach Allah hast und Ihn sehr liebst. Deshalb wünschst du dir, Allah (swt) zu sehen.

Wusstest du, dass auch unser Prophet Musa (‘alayhi-salam) Allah sehen wollte? Nachdem Allah für Musa und sein Volk das Meer gespalten und sie vor dem Pharao gerettet hatte, setzte Allah eine Zeit und einen Ort fest. Musa zog sich für 40 Tage von seinem Volk zurück. Er begab sich wie befohlen zu dem Ort, an dem Allah zu ihm sprach. Als Allah zu Musa sprach, empfand Musa große Sehnsucht, Allah (swt) zu sehen. Denn genau wie du, liebte auch Musa Allah mehr als alles andere. Musa sagte: ‚Mein Herr, bitte erlaub mir, dich anzusehen.‘ Allah antwortete: ‚Du wirst mich nicht sehen.‘ Denn Allah (swt) hat bestimmt, dass niemand Ihn in diesem Leben sehen kann. Allah sagte weiter: ‚Doch schau zu diesem Berg, wenn er stehen bleibt, dann wirst du mich sehen.‘ Als Allah dem Berg erschien, da krachte der Berg plötzlich zusammen und wurde zu Staub! Musa fiel bewusstlos nieder. Denn Allah ist Mächtiger und Erhabener und Gewaltiger als alles andere! Als Musa nach dem erschütternden Ereignis wieder zu sich kam, da sagte er: ‚Oh Allah, ich preise Dich! Ich bitte Dich um Vergebung und ich bin der erste der Gläubigen.‘ (Sure Al-A’raf, Verse 142 und 143)

Denn Musa (‘alayhi-salam) verstand, dass er Allah (swt) in diesem Leben nicht sehen wird. Musa verstand, dass er Allah nicht sehen muss, um zu wissen, dass Allah existiert. Er verstand, dass er Allah nicht sehen muss, um ein rechtschaffener Gläubiger zu sein. Denn alles um uns herum, von der feinsten Blüte, bis hin zum tiefsten Ozean, sogar wir selbst, sind Zeichen Allahs und Seiner Allmacht.

Aber ich habe eine frohe Botschaft für dich! Die Gläubigen, denen Allah (swt) das Paradies schenkt, sie werden Allah sehen. ‚Die einen Gesichter werden an jenem Tag strahlen, die zu ihrem Herrn schauen.‘, sagt Allah in Sure Al-Qiyama. Einst saß unser Prophet Muhammad (saw) mit seinen Sahaba. Er blickte zum Vollmond und sagte: ‚Ihr werdet euren Herrn am jüngsten Tag sehen, so wie ihr ihn, also den Vollmond, seht.‘

Wie wir Allah (swt) genau sehen werden, das weiß nur Er. Denn nichts und niemand gleicht Allah.

Doch das Wichtigste ist, dass wir uns richtig anstrengen! Richtig anstrengen, die besten Muslime zu sein. Damit Allah (swt) uns das Paradies schenkt und wir Ihn sehen dürfen. Denn das dürfen nur die Gläubigen. Deshalb müssen wir auf unsere Gebete achten. Darauf, dass wir gut zu unseren Eltern und großzügig mit den Bedürftigen sind. Dass wir gute Worte sprechen und niemandem Unrecht tun. Ich bitte Allah (swt), dass wir beide Ihn im Paradies sehen dürfen.‘“

Liebe Eltern,

wir geben unseren Kindern regelmäßig Anreize, ihr junges Dasein zu Allah (swt) in Bezug zu setzen, indem wir sie im Alltag andauernd mit ihrem Schöpfer verlinken. Lies dazu unseren Beitrag „Die Kunst des Verlinkens in der islamischen Kindererziehung“. Wir knüpfen unseren Alltag an Allahs Namen, insbesondere jene, die Ihn als Schöpfer und als großzügigen Versorger Seiner Schöpfung beschreiben. Dies erzeugt bei unseren Kindern das befriedigende Wissen, woher alles kommt. Außerdem empfinden unsere Kinder so Dankbarkeit gegenüber dem Großzügigen, Der Seine Schöpfung versorgt.

Wir begleiten unsere Kinder mit Adhkar durch den Alltag: nach dem Aufstehen, beim Essen und Anziehen, beim Blick in den Spiegel, beim Verlassen des Hauses, beim Lernen und spielen, vor dem Einschlafen, über den gesamten Tag hinweg. Denn als muslimische Mütter und Väter leben und erziehen wir in Beziehung zu Allah.

Unsere Kinder verstehen, dass dies Bittgebete sind, mit denen wir Allah bei unseren alltäglichen Aufgaben und Erledigungen danken, Ihn um Anleitung, Hilfe und Vergebung bitten. Wir machen hörbar Du’a für unsere Kinder, damit sie hören, dass wir Allah um schönste Eigenschaften und um Gutes für sie bitten.

Wenn unsere Kinder nach Allah (swt) fragen, führen wir sie weg von Grübeleien über Allahs Wesen, denn Er ist nichts und niemandem gleich. Wir führen unsere Kinder hin zur Empfindung von Ehrfurcht und Dankbarkeit, indem wir gemeinsam Allahs Schöpfung bestaunen. Wir führen unsere Kinder immer wieder zur sinnstiftenden Frage: „Was will Allah (swt) von mir?“ Niemals können wir Allah, den Erhabenen, erfassen. Doch wir erkennen Seine Existenz aus allem, was uns umgibt und aus unserem eigenen Dasein. Was Allah von uns will ist die Frage, die unseren Lebensweg bestimmt. Auf diese Frage müssen wir unsere Kinder immer wieder lenken und im Rahmen unserer Erziehung gut vorbereiten.