(In diesem Beitrag geht es nicht um materielle Ansprüche der Kinder. Siehe dazu die Beiträge zum Konsum und zum Training der Nafs)

Wenn dein Kind dich um etwas bittet, sollte deine regelmäßige Antwort “Ja” oder “Ja, aber…” lauten. Stell dir vor, du brauchst immer Hilfe oder Erlaubnis, um etwas in die Tat umzusetzen. Wenn du malen, spazieren, kneten, mit deinen Autos spielen oder etwas essen möchtest. Stell dir vor, die Person, auf die du angewiesen bist, sagt zu deinen Wünschen regelmäßig: “Nein! Nicht jetzt! Ich kann jetzt nicht!” Im Islam ist im Umgang mit Kindern Barmherzigkeit der Grundsatz.

Eltern sind nicht die Wunsch-Automaten ihrer Kinder. Sie haben viel zu tun. Kinder brauchen aber nunmal Hilfe bei der Umsetzung ihrer Anliegen. Selbst wenn du die Bitte deines Kindes nicht sofort erfüllen kannst oder möchtest, sollte deine Antwort “Ja, aber…” lauten. Denn so beginnst du deine Antwort mit einer Zustimmung, mit einer Anerkennung, dass die Bitte deines Kindes wichtig ist. Du gibst deinem Kind das Gefühl, dass es wichtig ist.

Nach deinem “aber”, kann dann eine Einschränkung folgen, die dein Kind nachvollziehen und deshalb akzeptieren kann: “Ja, wir können gern spazieren gehen. Aber jetzt regnet es. Wenn es wieder trocken ist, dann gehen wir los.”

“Ja, ich lese dir gern vor. Nur ist es heute schon zu spät geworden. Morgen Abend darfst du dir eine Geschichte aussuchen.”

Dein Kind wird nicht verwöhnt, wenn seinen Bitten Anerkennung geschenkt wird (ohne dass sie immer erfüllt werden müssen). Es lernt dadurch vielmehr, dass es geliebt und ernst genommen wird. Und es lernt, auch die Anliegen anderer ernst zu nehmen. Dem Muslim ist es wichtig, anderen bei ihren Anliegen zu helfen. Dies lernt dein Kind durch dein Vorbild.

Der Gesandte Allahs ﷺ sagte: “Wer einem Gläubigen eine Sorge von den Sorgen dieser Welt nimmt, dem wird Allah eine Sorge von den Sorgen des Tages der Auferstehung nehmen. Wer einem Bedürftigen die Bedrängnis erleichtert, dem wird Allah auf dieser Welt und im Jenseits Erleichterung geben.” (Sahih Muslim)

Selbstverständlich lehnst du Bitten deines Kindes ab, die ihm schaden und den Maßgaben deiner islamischen Erziehung widersprechen. Dann sollte die Antwort regelmäßig lauten: “Nein, weil….” Das muslimische Kind ist seinen Eltern zu Gehorsam verpflichtet. Der zwischen-menschliche Gehorsam ist im Islam jedoch nicht blind, sondern findet seine Grenzen in der Gesetzgebung Allahs. Gewöhne dein Kind daran, mitzudenken und zu verstehen, indem du ihm Gründe für die Ablehnung seiner Bitte nennst. So kann es seine Überzeugung stärken, dass du richtig handelst und die Ablehnung auch in seinem kleinen Herzen akzeptieren.

“Nein, du bekommst heute kein Eis. Denn du hast heute ein Stück Kuchen gegessen und deine Gesundheit ist mir wichtig. Ich möchte, dass du groß und stark wirst. Süßigkeiten können deinem Körper schaden. Ich schneide dir stattdessen einen Apfel.”

“Nein, heute schauen wir nicht fern. Zu viel Fernsehen macht den Menschen lesefaul und träge. Er versteht die Dinge dann auch nicht mehr so schnell und gut. Wir können stattdessen puzzeln.”

Wenn dein Kind regelmäßig eine Erklärung für deine Ablehnung seiner Bitte erhält, lernt es deine Grundsätze zu verstehen. Es stärkt sein Vertrauen in deine Autorität. Dadurch wird dein Kind auch dann gehorchen, wenn die Situation mal keine Erläuterung erlaubt.

Als Eltern sollten wir die Bitten unserer Kinder regelmäßig erfüllen, wenn nichts dagegen spricht. So lernen sie, dass sie und ihre Anliegen wichtig sind. Es stärkt ihr Vertrauen in uns Eltern und sie lernen, auch die Anliegen anderer ernst zu nehmen. Manchmal ist es aber auch gut, die Bitte eines Kindes mit Erklärung hinauszuschieben oder zurückzustellen. Und manchmal muss sie klar abgelehnt werden. Dadurch lernt das Kind Geduld und versteht die Erziehungsgrundsätze seiner Eltern. Es lernt, dass nicht jede Bitte sofort erfüllt werden muss und dass Mamas und Papas Welt sich nicht um das Kind dreht. Es lernt einen Gehorsam, der auf Grundsätzen basiert und deshalb auch mal ohne Erklärung funktioniert.

So gewinnst du die Überzeugung, das Herz, das Vertrauen und den Gehorsam deines Kindes.

Der Gesandte Allahs ﷺ sagte: “Es ist nicht von uns, wer mit unseren Kleinen nicht barmherzig ist.” (Sunan Abi Dawud)