Wenn das eigene Kind ein anderes Kind schlägt, ist uns das ziemlich unangenehm. Dabei kann dies insbesondere bei Kleinkindern ein normales kindliches Verhalten darstellen. Sei es im Streit um ein Spielzeug oder in einer Auseinandersetzung auf dem Spielplatz. Solange dein Kind nicht grundsätzlich und dauernd auf andere Kinder einschlägt, brauchst du dir keine Sorgen machen, dass du in der Erziehung versagt hast.

Wichtig ist, dass wir Eltern verstehen, warum Kinder manchmal zuschlagen, dass wir richtig darauf reagieren und dies keinesfalls zu einer Gewohnheit werden lassen.

Warum schlägt mein Kind zu?

Kleinkinder verfügen noch nicht über die Fähigkeit zur Impulskontrolle, diese entwickelt sich erst im Laufe der Kindheit. Ein beliebiges Ereignis kann bei unseren Kleinen deshalb zu unkontrollierten Reaktionen führen. Kleinkinder lernen erst ihre Gefühle einzuordnen, zu verbalisieren und zu kontrollieren. Wenn dein Kind ein anderes Kind schlägt, kann es sich also zunächst um ein solches impulsives Verhalten handeln. Dahinter steckt bei den Kleinen keine böse Absicht.

Manchmal probiert dein Kinder sogar aus, wie sein Gegenüber auf einen Schlag reagiert. Ob wir es glauben oder nicht, für ein Kleinkind ist dies einfach eine interessante Erfahrung und manchmal werden damit auch die Grenzen der anderen ausgetestet. Also Entwarnung: Schlagen ist nicht schön, aber im Kleinkindalter nicht unnormal. Wichtig ist, dass wir unser Kleinkind auf dem Weg zu seiner Impulskontrolle begleiten. Außerdem unterstützen wir unser Kind dabei zu lernen, seine Gefühl zu verbalisieren zu kontrollieren und zu kanalisieren.

Wie können wir Schlagen vermeiden?

Oft sind es ganz einfache Faktoren, die unserem Kind helfen, seine Gefühle besser zu kanalisieren. Achte darauf, dass dein Kind grundsätzlich genug Schlaf bekommt und dass ihr euch viel bewegt, bevorzugt an der frischen Luft. So ist dein Kind gleich viel ausgeglichener. Vielleicht ist es keine so gute Idee, mit anderen Mamas einen Spieltermin zu vereinbaren, wenn dein Kind besonders stark zahnt oder aufgrund einer Erkältung gereizt ist. Schafft für eure Kinder beim Spieltermin Bedingungen, die Stress vermeiden, bei ihnen und bei euch. Wählt einen Ort, der kinderfreundlich ist und genug Platz zum Spielen lässt.

Der Gesandte Allahs ﷺ sagte: “Es ist nicht von uns, wer unseren Kleinen keine Barmherzigkeit erweist.” (Sunan Abi Dawud)

Unsere Mutter Aisha (ra) berichtet: “Der Gesandte Allahs ﷺ schlug niemals einen Diener, noch eine Frau, noch schlug er etwas mit seiner Hand.” (Sahih Muslim)

Pflegt zu Hause einen barmherzigen und würdevollen Umgang. Kinder, die zu Hause mit Härte behandelt oder verbal erniedrigt werden, haben Schwierigkeiten, anderen Kindern mit Nachsicht zu begegnen und die Würde anderer zu achten. Kinder, die verbal oder physisch misshandelt werden (möge Allah bewahren!), stauen zerstörerische Aggression an, gegen sich selbst und gegen andere.

Kinder hingegen, die von ihren Eltern Liebe, Respekt und Achtung bekommen, können anderen mit Empathie, Respekt und Achtung begegnen. Sie haben viel höhere Hemmschwellen, ein anderes Kind verbal oder physisch zu erniedrigen. Lest dazu gern unseren Beitrag zum Schreien.

Kinder können Kommunikation lernen

Beginnt früh damit, eure Kinder die Verbalisierung und Kommunikation von Gefühlen zu lehren. Denn häufig ist Schlagen nichts anderes als ein Ausdruck von Frustration und Überforderung. Dies erfolgt zunächst über das elterliche Vorbild. Sprecht mit euren Kindern entwicklungsgerecht über eure Gefühle und zeigt stets Wege auf, diese zu verarbeiten:

“Ich merke, wie die Wut in mir hochkommt, weil mir die Tasse zerbrochen ist. Ich gehe jetzt Wudu’ machen, danach geht es mir besser.”

“Ich bin traurig darüber, dass wir die Katze abgeben mussten. Ich werde Quran lesen, denn wenn ich an Allah denke, findet mein Herz Ruhe.”

Fragt eure Kindern in den verschiedensten Situationen nach ihren Gefühlen, hört ihnen aufmerksam zu und besprecht konkrete Verarbeitungsmöglichkeiten. Für Kinder ist es unglaublich wichtig, Gefühle bennen und teilen zu können. Das entsprechende Vokabular erlernen sie im Gespräch mit euch, aber auch durch Geschichten und Bücher.

Wenn dein Kind zuschlägt…

Wenn es doch einmal dazu kommt, dass unser Kind ein anderes Kind schlägt, ist unser erster Impuls häufig: schreien, drohen, strafen. Damit geben wir aber dem falschen Akteur die Aufmerksamkeit. Zunächst gebührt die volle Aufmerksamkeit dem geschlagenen Kind. Nehmt es schützend in den Arm, schaut genau hin, ob es verletzt ist, fragt nach dem Befinden, tröstet und zeigt Empathie:

“Es tut mir schrecklich leid, dass sie dir wehgetan hat. Komm, ich bringe dich schnell zu deiner Mama.”

Das schlagende Kind erkennt, dass sein Verhalten jemandem geschadet hat, bedauerlich und falsch ist. Indem wir uns zunächst dem Opfer tröstend zuwenden, zeigen wir Empathie und stellen die Würde des geschlagenen Kindes wieder her. Das hat Priorität. Entschuldigt euch ebenfalls bei den Eltern des geschlagenen Kindes und bittet euer Kind, sich zu entschuldigen. Arbeitet die Situation unbedingt in Ruhe auf, nachdem sie vorbei ist. Besprecht, was zum Schlagen geführt hat und wie dein Kind sich stattdessen hätte verhalten können:

“Wenn jemand deine Schaufel wegnimmt, musst du sie erstmal zurückfordern. Du kannst auch mich dabei um Hilfe bitten.”

Wenn dein Kind geschlagen wird…

Wenn dein Kind von einem anderen Kind geschlagen wird, darf es sich verteidigen und den Angriff abwehren. Vermittle deinem Kind dieses Bewusstsein und zeige ihm, wie es sich schützen und den Angriff körperlich abwehren und beenden kann. Nach der Abwehr kann es sich an einen Erwachsenen wenden, um die Situation zu klären.